Basilika Vierzehnheiligen | Nr. 57 / 29. Jhrg. 2022/2

11 W as kostete der B au der W allfahrts - kirche und wie wurde er finanziert ? Wenn man die archivierten Belege hochrech- net und mit ähnlichen Bauten der damaligen Zeit vergleicht, beliefen sich die Kosten für den Neubau der Wallfahrtskirche auf min- destens 130.000 fränkische Gulden. In der 30-jährigen Bauzeit waren also pro Jahr durchschnittlich 6.000 Gulden aufzubrin- gen. Wenn man die Kaufkraft der Gold- und Silbermünzen und die Lohnverhältnisse im Mittelalter berücksichtigt, dann entspräche ein solcher Gulden heute mehr als 450 €, so dass sich der Bau-Investitionsbedarf im Laufe eines Jahres auf mind. 2,7 Mio. € belief und der Gesamtbau ca. 81 Mio. € kostete. Fronpflichtigen als Handlanger, Tagelöhner und Fuhrleute erheblich reduziert werden. Kloster Langheim verfügte über eigene Werkstätten und Klosterhandwerker unter den Mönchen sowie zahlreichen Kloster- freunden als Gratisarbeiter. Fast alle zum Bau erforderlichen Rohstoffe wurden aus klösterlichem Besitz der unmit- telbaren Umgebung gewonnen, wodurch erhebliche Material- und Transportkosten eingespart werden konnten. Sandsteinquader holte man direkt hinter der Kirche in einem Steinbruch, wo heute der Klostergarten ist. Kalk für den Mörtel fand man am nächsten Hügel östlich der Kirche in ca. 1 km Entfer- nung. Sand kam aus dem Maintal, Bauholz aus dem Klosterwald und die Ziegelsteine aus der Langheimer Klosterziegelei. Nur Schie- fer fürs Dach und Fußbodenplatten mussten aus Lehesten (Thüringen) bzw. Zeil am Main geliefert werden. Die hohen Ausgaben konnten also weit- gehend aus den laufenden Einkünften des Klosters Langheim bestritten werden, das allerdings auch selber Steuern und Gebühren an das Hochstift Bamberg bzw. die Fürsten in Coburg und Bayreuth abführen musste. Schulden musste die Abtei für den Neubau der Wallfahrtskirche zwar nicht aufnehmen, doch waren die Langheimer Zisterzienser zugunsten von Vierzehnheiligen gezwungen, auf den Neubau ihrer eigenen Abteikirche und die Vollendung der Klosteranlagen zu verzichten. (Quelle: Peter Ruderich, Die Wallfahrtskirche Mariä Him- melfahrt zu Vierzehnheiligen. Eine Baumonographie, Bamberg 2000, S. 323-333) Am 03.04. verkaufen die Franziskusschwe- stern im Informationszentrum unseres Klosters selbst hergestellte Lebensmittel (Osterbrote, Tee, Nervenkekse etc.) zum Erlös der Ukraine-Hilfe. Mittelstandsbrauereien Oberfrankens zu einer Benefiz-Friedens-Wallfahrt nach Vier- zehnheiligen eingeladen. Für jedes der 24 mitgebrachten 5-Liter-Partyfässer spendet die Firma Envases 1.000 € an „Save the child- ren e.V.“ für Kinder aus der Ukraine. Danach ist ein geselliges Beisammensein bei der Brauerei Trunk mit der 11. Bayerischen Bier- königin Sarah Jäger aus Schwandorf. Am 23.04. findet auf dem Basilikaplatz anläss- lich des Doppeljubiläums der Basilika eine Glockenvesper statt. Glockenklänge werden mit Gebetsanliegen verknüpft. Ca. 130 Per- sonen nehmen daran teil. Nachruf Am 12. Januar 2022 entschlief Herr Erwin Horn im Alter von 88 Jahren um die Mittagszeit friedlich und sanft in seiner Wohnung im gesegneten Alter von 88 Jahren. Erwin Horn war von 1974 bis 1996 Mesner der Basilika Vierzehnheiligen. Schon als 9-jähriger Bub diente er dort als Ministrant und half dem damaligen Mesner Michel bei seinen Aufgaben. Nach dessen Tod übernahm er zusätzlich zu seinem Beruf als Landwirt den Dienst in der Sakristei, den er über 22 Jahre mit unermüdlichem Fleiß, vorbildlicher Hilfsbereitschaft und viel Liebe und Leidenschaft erfüllte. Den zahlreichen Basilika-Ministranten, die er alle für ihren Dienst ausbildete, wurde er ein väterlicher Freund. Beson- ders die beiden großen Glocken der Basilika hatten es ihm angetan, hatte er sie vor Jahren noch selber per Hand geläutet. Auch den Blasebalg der alten Orgel hatte er früher getreten, bevor 1999 die neue Rieger-Orgel eingebaut wurde. Über die Jahre hatte sich zu bestimmten Wallfahrtsgruppen, die durch Wolfsdorf zogen, eine innige Freundschaft entwickelt. Diese wussten schon, dass Erwin und seine Familie den Pilgern gegenüber immer spendabel und gast- freundlich waren. Daher ist es verständlich, dass auch 26 Jahre nach seiner Rente viele Wallfahrer immer noch einen persönlichen Kontakt mit Erwin und seiner Familie pflegten. Erwin Horn war im christlichen Glauben beheimatet und hat seine Kinder und Enkel diese Freude an Gott, das Vertrau- en auf seine Hilfe und die Liebe zur Kirche weitervermittelt. Die Basilika Vierzehnheiligen verdankt Erwin viel. Man kann die vielen Stunden gar nicht zählen, die er dort zur Ehre Gottes leistete. Seine Ehefrau Bärbel, mit der er voriges Jahr noch Diamantene Hochzeit feiern konnte, stand ihm stets hilfreich zur Seite und unterstützte ihn, wo sie konnte. In unseren Herzen werden wir uns stets gern und dankbar an ihn erinnern. Am 03.04. gestalten die Kemmärä Kuckuck, der Graatzer Dreigesang und die Kronicher Maala um 14.00 Uhr die Andacht in der bis auf den letzten Platz gefüllten Basilika als fränkisches Passionssingen. Vom 19. bis 22.04. tagt in Vierzehnheiligen das Symposium der Zentraleuropäischen Jesuiten-Provinz, an dem 170 Mitbrüder teil- nehmen. U.a. feiern sie eine festliche Messe in der Basilika. Am 23.04. zum „Tag des Bieres“ hat die Firma Envases Öhringen GmbH ca. 30 Diese enorme Summe wurde aus unter- schiedlichen Quellen finanziert. Kloster Langheim und die Propstei Vierzehnheiligen verfügten über eigene Einnahmen aus der Beteiligung an den Erträgen der verpachteten Klosterwaldungen, Gärten, Felder und Wie- sen. Die zahlreichen Pilgerströme spendeten pro Jahr im Durchschnitt 520 Gulden an Geld und zusätzlich Naturalien, wie Wachs, Ker- zen, Hanf, Flachs, Schmalz, Eier, Hühner, Gänse, Schafe, Lämmer und Kälber. Als Devo- tionalien wurden an die Wallfahrer Kerzen und Wachsfiguren, Mirakelbücher, Andachts- bilder und Medaillen verkauft. Großspenden waren eher selten und beschränkten sich auf wenige Nachlässe aus Testamenten von wohlhabenden Verstorbenen. Viele Bauern aus den Dörfern der nähe- ren Umgebung leisteten für zwei Laib Brot am Tag als Verpflegung bis zum Abschluss der Rohbauarbeiten freiwillige kostenlose Dienste auf der Baustelle zur Ehre Gottes. Baukosten konnten durch den Einsatz von 10

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