Basilika Vierzehnheiligen | Nr. 59 / 30. Jhrg. 2023/2

6 Am Ende des Zweiten Weltkriegs konnte durch das mutige und beherzte Auftreten eines deutschen Soldaten die Basilika Vierzehnheiligen vom drohenden Beschuss durch amerikanische Truppen in letzter Sekunde gerettet werden. Dass die Basilika Vierzehnheiligen den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überlebt hat, verdankt sie einem damals 23-jährigen Feldwebel, der sich unter Lebensgefahr dafür einsetzte, dass der amerikanische Artillerie-Beschuss auf die Basilika ausblieb. Nur das rechtzeitige Hissen der weißen Flagge als Zeichen der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht konnte das vernichtende Trommelfeuer der Amerikaner im letzten Moment gerade noch verhindern. Georg Wagner heißt der Held, der in Lisberg aufgewachsen und als Ostfrontkämpfer verwundet in seine oberfränkische Heimat zurückgekehrt war. Georg Wagner – der „Retter von Vierzehnheiligen“ Die Stadt Lichtenfels war bereits einen Tag zuvor von den Amerikanern eingenommen worden. Mit einem geliehenen Fahrrad fuhr der junge Soldat am 11. April 1945 zunächst nach Lichtenfels, traf beim Rathaus den zweiten Bürgermeister im Gespräch mit dem amerikanischen Befehlshaber, der unmissverständlich zu verstehen gab: „Wenn Vierzehnheiligen nicht bis exakt um 14.30 Uhr seine Kapitulation signalisiert, gebe ich Feuerbefehl. Sie wissen, was das bedeutet!“ Georg Wagner bot sich als Mittelsmann an und bat darum, ihm Zeit zu geben, den Ortsgruppenleiter von Vierzehnheiligen eigenhändig zu überzeugen, sein Gebiet den Amerikanern doch noch kampflos zu überlassen. Mit dem Fahrrad fuhr der junge Soldat nach Vierzehnheiligen und suchte den Ortsgruppenleiter, einen Nazi-Funktionär, der sich in der Gastwirtschaft Schmitt verschanzt hatte. Als dieser ihm gegenüberstand, flankiert von vier Genossen, zückte Georg Wagner heldenhaft seine Dienstwaffe, hielt sie ihm an die Brust und gab ihm 10 Sekunden Bedenkzeit. Sein mutiges Eingreifen hätte ihm das Leben kosten können, zumal er einen Parteifunktionär mit der Waffe bedrohte und erpresste, der nicht allein war. Aber eingeschüchtert von der vorgehaltenen Waffe und dem Countdown gab der Ortsgruppenleiter schließlich die Order aus: „Hisst die weißen Fahnen!“ Es dauerte nur wenige Minuten und ganz Vierzehnheiligen signalisierte mit einem Meer von weißen Fahnen, die auch die Türme der Basilika zierten: „Wir ergeben uns – Friede!“ Der heroische Vermittlungsversuch war geglückt und die Basilika Vierzehnheiligen vor der militärischen Vernichtung gerettet. Georg Wagner wurde dafür 1991 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und der Verdienstmedaille des Erzbistums Bamberg ausgezeichnet.

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