9 „Ganz groß bist du neulich im Bayerischen Fernsehen gezeigt worden,“ meinte die ‚kleine Kathedrale‘ neben dem Konradshof fast etwas neidisch zur großen Wallfahrtskirche auf dem Berg. „Das war nicht das erste Mal“, erwiderte diese, „über mich wurden schon viele Filme gedreht. Aber diesmal umkreiste mich innen und außen mehrmals eine Drohne, so als wollten sie ein MRT oder Röntgen-Aufnahmen von mir machen.“ „Freust du dich denn auf Weihnachten?“, fragte die kleine Kapelle, um das Thema zu wechseln. „Weihnachten ist für mich das schönste aller Feste. Denn man nennt mich im Volksmund auch das ‚Oberfränkische Bethlehem‘“, meinte die Basilika zu ihrer kleinen Schwester. „Was soll denn dieser spaßige Titel bedeuten?“ fragte die kleine Kapelle zurück. „Na, stell dich doch nicht so an! An Weihnachten wurde Jesus in Bethlehem geboren. Und dieses Christkind ist hier 1445/46 dreimal dem Hirten Hermann Leicht erschienen, einmal waren auch die 14 Nothelfer dabei“, erklärte die Basilika. „Hatte der zu viel Bier getrunken oder hatte der nur eine blühende Phantasie?“ erkundigte sich die kleine Kapelle. Jesus eben auch hier in der Gegend, warum auch nicht“. „Hast du noch nie etwas vom ‚Stern von Bethlehem‘ gehört?“ versuchte die Basilika zu erklären, um der kleinen Kapelle im Tal ihr persönliches Geheimnis näherzubringen: „Der Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt waren, und der sie zum Stall in Bethlehem führte. Hast du von dem schon gehört?“ „Ja und deswegen hat man dir gleichsam ins Herz denselben Stern gelegt, der in der Geburtsgrotte von Bethlehem an Jesu Geburt erinnert,“ trumpfte die kleine Kapelle auf, „2007 hast du diese Auszeichnung bekommen, wenn ich mich recht erinnere“. „Das war die geniale Idee vom damaligen Guardian P. Benedikt, der mir nach einer Reise ins Heilige Land diese große Ehre zuteilwerden ließ“, fasste die Basilika zusammen. „Wenn du das ‚Oberfränkische Bethlehem‘ bist, dann bin ich eben das ‚Unterfränkische Emmaus“, sagte die ‚kleine Kathedrale‘. „Das passt zu dir, meine kleine Schwester“, lachte die Basilika über diesen gelungenen Scherz, „denn die beiden Wanderer in der biblischen Geschichte waren zunächst auch etwas verpeilt“. P. Maximilian Wagner Die kleine Kapelle „Man merkt, dass du ursprünglich nur ein Wächterhäuschen für die Feldfrüchte der Schwestern warst, religiös und spirituell bist du wohl etwas unterbelichtet“, sagte die Basilika etwas abfällig. „Und ich habe gedacht, wir sind gute Freundinnen, was soll der Zickenkrieg?“ versuchte die ‚kleine Kathedrale‘ die Gunst ihrer großen Schwester wiederzugewinnen. „Okay, dann war
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