9 „Was hast du denn schon wieder für ein Jubiläum?“ fragte die ‚kleine Kathedrale‘ neben dem Konradshof neugierig die große Wallfahrtskirche auf dem Berg. „Am 26. September 2024 sind es exakt 25 Jahre, dass die wunderbare Rieger-Orgel eingeweiht wurde und seither bei allen Gottesdiensten, Konzerten und Unterrichtsstunden in mir erklingt“, antwortete diese. „Ich selber aber bin schon zehnmal so alt und habe vor zwei Jahren meinen 250. Geburtstag gefeiert.“ „Ja, alte Tante, ich habe erst knapp 80 Jahre auf dem Buckel“, triumphierte die kleine Kapelle, um zu zeigen, wie jugendlich sie noch drauf ist. „Aber du hast eben keine so erstklassige Orgel wie ich in dir, oder?“, meinte die Basilika zu ihrer kleinen Schwester. „Ich bin ja auch viel kleiner als du und mir reicht die klingende Schatzkiste. Wenn jemand den Deckel der winzigen Holztruhe öffnet, um sich ein Andenken herauszunehmen oder etwas Geld hineinzulegen, dann spielt es die Melodie von ‚Alles meinem Gott zu Ehren‘“, erwiderte die kleine Kapelle sichtlich bewegt. „Meiner Größe entsprechend habe ich auch so eine Schatzkiste in mir, die verschiedene Instrumente nachahmen kann“, erklärte die Gespräch der kleinen Kathedrale im Tal mit der grossen Basilika auf dem Berg Basilika, „Klänge von Trompeten, Posaunen, Fagott, Klarinette, Hörner, Flöten, Violinen, Kontrabass, Glockenspiel und der menschlichen Gesangsstimme ertönen gemeinsam wie ein großartiges Symphonie-Orchester“. „Und wer öffnet bei deiner Schatzkiste den Deckel?“ erkundigte sich die kleine Kapelle etwas naiv. „So eine Kirchenorgel ist schon etwas komplizierter als deine Spieldose“, sagte die Basilika etwas abfällig. „Spielt die nicht von selbst?“ fragte die ‚kleine Kathedrale‘ interessiert nach. „Hast du noch nie etwas von so einem einzigartigen Instrument gehört?“ wollte die Basilika wissen, um der kleinen Kapelle im Tal ihr persönliches Geheimnis zu verraten: „Komm doch am ersten Donnerstag im Monat um 19.00 Uhr hoch zu mir. Da erklärt der Basilika-Organist Georg Hagel, wie seine Kirchenorgel funktioniert: dass sie 5.000 Pfeifen und einen Spieltisch mit vier Manualen und einem Pedal hat, wie man die KlangRegister zieht und programmiert und über das Schwellwerk die Lautstärke reguliert … Außerdem spielt er dann Melodien von namhaften Musikern – sensationell!“ „Das würde ich ja gerne machen“, meinte die kleine Kapelle kleinlaut, „aber ich komme von hier nicht weg“. „Na gut, dann will ich dir einfach mehr erzählen, damit du dir das alles noch besser vorstellen kannst“, fasste die Basilika zusammen. „Wenn der Wind günstig weht, dann höre ich ja die heiligen und himmlischen Klänge deiner Orgel bis hier unten“, lobte die ‚kleine Kathedrale‘. „Mach dir nicht so viele unnötige Gedanken, meine kleine Schwester“, tröstete die Basilika, „wir beide haben doch hier im Gottesgarten einen echt paradiesischen Platz, und auch du bist ein wunderbarer Ton in Gottes Melodie“. P. Maximilian Wagner
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