Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 1

16 1/2020 Heiliges Land in Südtirol – Die Passionskrippe von Anton Stabinger in Sexten II. Teil P. Gottfried Egger OFM em grossartigen Krippenkünstler Anton Stabinger († 1942) fiel es damals bestimmt schwer, sich von der Geburtskrippe tren- nen zu müssen. So schuf der Krippenvater eine weitere Krippe, die nach dreijähriger Bauzeit 1929 fertiggestellt wurde. Dieses Mal ist es nicht mehr eine Geburts- sondern eine Passionskrip- pe in streng orientalischer Manier. Wie bei der Geburtskrippe spürt man auch hier, dass Stabin- ger Kenntnisse vom Heiligen Land hat. Er kann den Krippenbetrachter tatsächlich für einen kurzen, aber doch intensiven Moment an die Orte der Passion und der Auferstehung Christi führen. Unter dieser Fastenkrippe steht eine Inschrift auf einem Tuch, wo Engel die Marterwerkzeuge in ihren Händen tragen: Kreuz, Schweißtuch, Dornenkrone etc.: „Durch dein heilig. Kreuz und Leiden, hast du die ganze Welt erlöst.“ Wenn man die ganze Passionskrippe im Blick hat , sieht man im Zentrum des Geschehens die Heilige Stadt Jerusalem. Ihr gegenüber ist der Ölberg. Stadt und Ölberg werden durch das Kidrontal geteilt. Ölberg: Befage und Betanien, Auftakt zur Karwoche Beginnen wir gleich mit dem Ölberg. Dort ist das kleine Dorf Betfage zu sehen. Hier beginnt der Auftakt zur Passionsgeschichte. Noch heute zieht am Palmsonntag von Betfage aus eine große Prozession der Christen und Pil- ger des Heiligen Landes über den Ölberg. Dabei werden die Gläubigen von Patriarchen, Kustos des Heiligen Landes, Geistlichen und Franziska- nern begleitet. Die Prozession geht an der Todes- angstbasilika vorbei, zur Altstadt von Jerusalem. Bei der Stabinger Krippe entdecken wir auf der rechten Seite des Dörfchens Betfage Jesus und Marta. Nach der Überlieferung soll diese Begeg- nung zwischen Betfage und Betanien stattge- funden haben. Marta erzählte dem Meister, dass ihr Bruder Lazarus gestorben sei. Das ist unter Joh 11,19–27 zu finden. In diesem Text hören wir u. a. auch die wunderbaren Worte Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Joh 11,25. Etwas weiter rechts, am Rand der Krippe sehen wir ein kleines Kirchlein. So hat es der Krippen- D

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