Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 1
1/2020 35 al-Kāmil vielfältige Beziehungen mit Johannes von Brienne pflegte. Seinerseits wäre es mög- lich gewesen, dass Franziskus Französisch konn- te, da er in seiner Jugendzeit Heldenlieder auf Französisch gesungen, sein Vater Tuchhandel mit Frankreich betrieben hatte und seine Mut- ter „Madonna Pica“ anscheinend aus der Region der Picardie stammte und mit ihrem Sohn wohl Französisch sprechen konnte. Wahrscheinlich wird ein Absichts- bzw. Mei- nungsaustausch im Gespräch stattgefunden haben: Franziskus hätte es sich gewünscht, dass der Sultan sich zum Christentum bekehre; der Sultan hätte sich seinerseits dazu verweigert; und umgekehrt sollte es vom Sultan aus auch der Fall gewesen sein. Den Erzählungen nach hätte Franziskus ein Ordal (Feuerprobe) ins Gespräch gebracht. Er habe vorgeschlagen, ein großes Feuer anzuzünden. Wie bei der Erzäh- lung von den drei Jünglingen, die von König Nebukadnezzar in einen glühenden Feuerofen geworfen wurden, wollte er mit einigen musli- mischen Geistlichen ins Feuer gehen. Wenn Gott ihn retten würde, sollte dies als Beweis für den wahren Glauben gelten. Sultan Sultan Begegnung Franziskus und Sultan, Franziskanerkloster Damaskus-Salieh. © Petrus Schüler T. Gaddi, Feuerprobe. © Raynald Wagner
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