Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 2
2/2020 29 Interview Interview kirche und den der Pilger. Wir können zwar mit einem Lungenflügel leben, aber man spürt eine Art Unvollkommenheit. Das ist sehr traurig. Jerusalem ist zwar immer schön, auch wenn es leer ist. Aber es ist dann nicht mehr es selbst, es ist unvollkommen. Der See von Galiläa ist dieses Jahr voll, aber ohne die Menschen, die sich an seinem Anblick erfreuen und seinWasser berüh- ren, ist der See unvollständig. Das ist zwar wun- derbar... aber es ist ein wenig, wie wenn das Hei- lige Land sozusagen eine unverheiratete Gemah- lin wäre. Für die Christen ist Covid-19 weniger ein medi- zinisches als ein ökonomisches Problem. Welche Folgen wird es für die christlichen Einrichtungen haben? Ich habe mich mit der Koordination der katho- lis chen Hilfs organisatio - nen (CCAO) in Verbindung gesetzt, um diese Fragen zu erörtern. Wir sind besorgt. Wir haben Tausende Ange- stellte und die Hauptsorge ist die Bezahlung der Löh- ne. Im Lateinischen Patriar- chat haben wir allein in den Schulen 2.000 Angestellte. Und es gibt noch viele andere Bereiche. In Israel gibt es eine soziale Absicherung. Aber die meisten unserer Aktivitäten befinden sich in Palästina und Jordanien. Die Schwie- rigkeiten sind sehr groß und es ist erst der Anfang. Ange- sichts dieser Herausforde- rung habe ich gefordert, dass es mehr denn je Koordination geben müsse. Ich habe ein Kriterium aufgestellt: dass wir uns zuerst gemeinsam um die schwächsten Institutionen kümmern. Wir stehen gewiss für eine lange Periode vor einem großen finanziellen Problem. Auf der einen Seite müssen wir gut wirtschaften, nicht um die Institutionen, sondern um die Menschen zu retten. Auf der anderen Seite können wir nicht geben, was wir nicht haben. Darum muss man sich zusammentun, um Leere Stadtautobahn in Tel Aviv. © Custodia
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=