Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 2

2/2020 33 Johann Fahrngruber – Jerusalem und das Heilige Land Petrus Schüler OFM n der Reihe von „Woerls Reisehandbücher“ erschienen, ist dieses Buch eine wertvolle Quelle über das Aussehen des Heiligen Lan- des am Ende des 19. Jahrhunderts und soll daher in einigen Zitaten vorgestellt werden. Zunächst einige Notizen zum Autor: Johannes oder Johann Fahrngruber (1845 bis 1901) war ein österreichischer Priester der Diözese St. Pölten. Im Jahre 1875 ging er als Rektor des Österreichi- schen Pilgerhauses nach Jerusalem und lebte dort fünf Jahre. Er nutzte seinen Aufenthalt mit dem Studium der verfügbaren Quellen zur Landes­ geschichte und er reiste viel. Als ein Ergebnis kam in der Reihe „Woerls Reisehandbücher“ dieser Band heraus, der eine systematische Anleitung zu einer Pilgerfahrt mit unzähligen nützlichen Hin- weisen wurde. Fahrngruber wurde nach seiner Rückkehr nach Österreich besonders bekannt als Gründer des Diözesanmuseum St. Pölten. Das Buch gibt eine Darstellung des Heiligen Lan- des in den Jahren vor 1880 wieder, als Pilgerreisen auch in Gruppen langsam möglich wurden. Noch gibt es keine „touristische Infrastruktur“ und die Unterbringung zum Beispiel geschah meist noch in Klöstern und einfachen Hotels. Im Folgenden möchte ich einige Zitate aus die- sem Buch für sich sprechen lassen; dabei folge ich durchweg der damaligen Rechtschreibung. Sicher gibt es einiges zu schmunzeln, wenn er zum Bei- spiel bei seinen Reisevorbereitungen bemerkt: Einen Revolver mitzunehmen ist gerade nicht über- flüssig, aber man mache beschränkten Gebrauch davon... Das alltägliche Leben in den Straßen der Stadt hat sich bis heute nicht wesentlich verändert, wir lesen: Beginnen wir beispielsweise beim Damaskus­ thore, zuweilen kann man statt des Militärpostens ein Gewehr allein dort lehnen sehen, während der dazu gehörige Mann drinnen in der Thorhalle sitzt und strickt, die Hosen flickt oder Flöhe sucht. Das ist eben türkisch! Eines der ersteren Häuser der Stadt ist eine grössere Kaffeesiederei; rechts und links stehen niedere Sesselchen auf der Gas- se für die „Kaffeehausbesucher“; und deren gibt es immer eine stattliche Menge. Wie es des Deutschen Gebrauch, möglichst oft den Dampfkessel frisch mit Bier zu füllen, so sucht der nüchterne, genüg- same Araber seine Wasserpfeife und ein Schälchen „Schwarzen“ – nein braunen Mokka; das liebt er, das labt ihn. Mit einer Feiertagsmiene setzt er an, und schlürft andächtig, bedachtsam. Den ganzen Tag sieht man sie in diesen seligen Stunden philo- sophieren, politisieren, räsonniren. Nur der Fas- tenmonat Rhamadhan macht eine Ausnahme; da bevölkert sich der Platz erst gegen Sonnenunter- gang. Der Türke fastet gewissenhaft, versagt sich selbst das kärgliche Brot, den Trunk Wasser den schwer zu entbehrenden Tabak. Je näher aber dem Kanonenschusse, desto verklärter die Gesichter. Die Cigarette liegt zurecht, das Zündholz ist zwischen den Fingern, der Wasserkrug zieht schmachtende Blicke auf sich, der Bube scherzt und spielt schon mit dem Brote, die dampfende Kaffeekanne weckt unbezahlbare Gefühle; es donnert von der Davids- burg, und der Donner wird mit Frohlocken zur Kenntnis genommen. Im Artikel „Ein Besuch im russischen Alexander- Hospiz“ in diesem Heft wird das „Gerichtstor“ erwähnt. Das Hospiz wurde erst 1881 errichtet, aber Fahrngruber erweist sich als bestens unterrichtet: Am Damaskushotel vorbei gelangt man da zum bekannten „Gerichtsthore“ und in den dunk- I

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