Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 2

IM LAND DES HERRN 34 2/2020 len Bazar, wo aber das Gedränge trotzdem oft ungemüthlich wird … Wo der Weg rechts der Grabeskirche zu umbiegt, ist gegenüber einer Rasirstube ein Holzmagazin (rechts), man kann da in einen Hofraum hinaus­ treten, um einen merkwürdigen Rest der zweiten Mauer zu besichtigen. Die hier erwähnte „Rasirstube“ existiert auch heu- te noch und wird, obwohl die Eigentümer mos- lemisch sind, auch gern von den Franziskanern der Kustodie aufgesucht. Über das Mauerstück schreibt er: … das Mauerstück dort enthält „fugengeränderte“ (9–12 ein bis zwei Meter haltende Stücke) von ähn- licher Gestalt, wie bei der Klagemauer. Diese merk- würdigen alten Zeugen – … sind 1860 unter Pierro- tis Leitung aufgedeckt worden. Ausgesprochen gut informiert zeigt sich Fahrn­ gruber über die drei verschiedenen „Ölbergwege“: Man kommt an Gethsemani vorbei; von dort kann man unter drei Wegen wählen. Der südlichste zieht sich von der NO.-Ecke des Gethsemanigartens längs der anschliessenden Grundstücke südöstlich empor. Zwischen Judengräbern gelangt man nahe an den sogenannten Prophetengräbern vorbei (süd- lich vom Wege unter Baumgruppen, unbemerk- ter Eingang); dieser Weg macht die weiteste Aus- schwenkung gegen SO. Damit beschreibt der Autor den heute bei Pilgern bekanntesten Ölbergsweg, die Straße, die hin- ter Getsemani an „Dominus flevit“ vorbei an den „Prophetengräbern“ nach rechts abbiegt und die Höhe des Berges erreicht. Der mittlere bringt uns geradeaus (anfangs an einem turmartigen Haus vorüber) und steil an den Ort: „Jesus weinte über Jerusalem“ (Ruinen auf halbem Wege links), und weiter zum Thore des „Pater noster“. Dieser (mittlerer) Weg ist heute ein Fußweg, der tatsächlich sehr steil ist und darum heute ein Trep- penweg. Der Weg folgt wohl dem „alten Ölbergs- weg“ den schon Egeria erwähnt und von dem noch einige (Kalkstein-)Stufen im Garten des russischen Magdalenaklosters sichtbar sind. Der heutige Komplex „Dominus flevit“ liegt heute von unten aus rechts, also südlich am Weg, das erklärt sich aber daher, dass eine byzantinische Kirchenruine auf der linken Seite des Weges mit dem gleichen Patrozinium für die Franziskaner nicht zu erwer- ben war; vor einigen Jahren waren noch Ruinen erkennbar, die mittlerweile aber von einem moder- nen Moscheebau überdeckt sind. So wurde das Klösterchen und später die weltbekannte Kirche im angrenzenden Areal errichtet, aber auch auf Resten byzantinischer Kirchenbauten. Das Ende dieses Weges führt auch heute noch genau zur Tür von „Pater noster“ (das Kloster der französischen Benediktinerinnen, heute auch südlich am Weg, wurde 1893 errichtet). Der nördlichste ist noch der erträglichste; einige Mariensagen haften an ihm (Apostel Thomas findet den Gürtel Mariens nach deren Himmelfahrt; Maria Rast, der Engel Gabriel verkündet der Gnadenvollen die Todesstunde u. dergl.). Dieser nördlichste der drei Wege ist heute eine Straße die steil über Getsemani ansteigt und für Fußgänger nicht ungefährlich ist: einen Gehweg gibt es sowieso nicht und vor allem die Bewohner des Ölbergs „donnern“ hier in atemberaubender Geschwindigkeit durch, so dass kaum Gelegen- heit zum Gedenken an die genannten Mariensagen bleibt. Fahrngruber informiert uns dann über das Dorf auf der Ölbergkuppe: An der Vorderseite des unsauberen Oelbergdorfes (Kefr es Tur, Kefr Zeitun, etwa 200 Einwohner) vor- bei, gehen wir der Thüre neben dem Thurme des Gebetsrufers zu. Das „Dorf “ Tur ist heute stark angewachsen – aber trotzdem wird vor allem seine männliche Einwoh- nerschaft als grob und leicht gewalttätig angesehen – auch von seinen muslimischen Nachbarn. Ein Lied können davon die Klöster auf dem Ölberg sin- gen, die traditionell gern nachts von der Einwoh- nerschaft „besucht werden“. Der Autor verbrachte mehrere Jahre im Heiligen Land, mindestens einmal muss er dabei der Fei- er des Festes Christi Himmelfahrt auf dem Ölberg beigewohnt haben, denn er berichtet mit erstaun­ lichem Hintergrundwissen von dieser Feier, was

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