Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 2
2/2020 9 Alexander-Hospiz Alexander-Hospiz Bezug auf konkrete Jerusalemer Verhältnisse gezeigt. Der weitaus interessantere Teil des Gebäudes befindet sich östlich und etwas unterhalb der Kirche. Beginnen wir unsere Besichtigung im letzten Raum bei den Glocken: Wir befinden uns hier am östlichsten Punkt der konstantinischen Basilika und gleichzeitig am Cardo maximus , der „Hauptverkehrsader“ Jerusalems aus römischer Zeit. Entlang dieser Straße erhoben sich beid- seitig Säulen, wie sie im südlichen Teil (am heu- tigen Rande des jüdischen Viertels) auch wieder sichtbar gemacht wurden. Doch selbst im beleb- ten Teil des arabischen Suk begegnen uns Säu- lenstümpfe, meist in Mauerstrukturen der Läden verbaut. Dem Pilger werden sie beispielsweise an und in der Kapelle der 7. Kreuzwegstation sicht- bar. Auch hier im Hospiz sind einige unvollstän- dige Säulen sichtbar, und zwar hier am hinteren Ausgang zum Cardo hin im Raum der Glocken. Entgegen unserer Tradition werden die Glocken nur angeschlagen, daher ist der kleine Raum ausreichend. Der große Raum davor bietet dem Auge das bedeutendste geschichtliche Teil: ein sieben Meter langes, fast fünf Meter hohes Stück Mauer in Bossenquadern, die in fünf Lagen überein- anderliegen. Dieses Stück Mauer setzt sich auch einige Meter weiter bis in den kleinen Laden von Zuckerbäcker Zalatino fort; Es ist wohl ein Stück Abschlussmauer der konstantinischen Basilika. Ein Besuch in Zalatinos Laden lohnt nicht; man hat einen beträchtlichen Betrag als Bakschisch zu entrichten, und die ehemals vorhandenen anderen archäologischen Zeugnisse sind längst verschwunden. Kehrt man zurück zu den großen Steinlagen, dann fallen die Löcher auf, an denen eine Verkleidung angebracht war, es ähnelt sehr den Steinquadern mit Löchern im Inneren der Grabeskirche, etwa im Bereich der lateinischen Gemälde in der Kapelle; dargestellt ist die Gefangennahme Jesu. Im Hintergrund gut erkennbar eines der Grabmäler des Getsemani-Tales. © Petrus Schüler Glockenanlage und Säulen des Cardo. © Petrus Schüler
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