Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 3

IM LAND DES HERRN 12 3/2020 Die Form des majestätischen Steines deutet auf sein Alter hin; der Taufstein gehört zu den wenigen bekannten und erhaltenen achtecki- gen byzantinischen Taufsteinen des Heiligen Landes. Das Material ist der rötlich schimmern- de „Melek-Stein“, für dessen Vorkommen die Gegend von Jerusalem–Betlehem berühmt war. Die Höhe beträgt 1,22 Meter, der Durchmesser beträgt 1,58 Meter – damit erklärt sich auch das geschätzte Gewicht von acht Tonnen. Nach unten verjüngt sich der Innenraum kreisrund. Die größte Zier bilden die außen angebrachten vier Reliefs: ein Ring, ein Stern, ein einfaches Kreuz und ein Kreuz mit Lilien. Es ist denkbar, dass diese Flachreliefs erst nachträglich in der Kreuz- fahrerzeit angebracht wurden. Im Jahre 2000 nun wird dieser christliche Schatz von Antiquitätenräubern entwendet und es dauerte zwei Jahre, bis der Taufstein wieder gefunden und zurück nach Tuqu gebracht wur- de. Um einen neuerlichen Raub zu verhindern, bringt man den Taufstein ins Dorf wo er für alle sichtbar im Garten des „Muchtar“ (Bürgermeis- ters) Tayseer Abou Mufarreh aufgestellt wur- de. Zwar war das kein angemessener Ort, aber wenigstens wurde das Objekt nicht beschädigt. Am 20. Juli 2020 jedoch kam es zu einem neu- erlichen Raub: im Morgengrauen wird der Tauf- stein von einem israelischen Tieflader aus dem Dorf geholt. Ein Video, das in sozialen Netzwer- ken kursiert, zeigt diese Aktion. Cogat, die israelische Organisation, die mit den zivilen Angelegenheiten in den palästinensisch besetzten Gebieten beauftragt ist, und die die Operation überwacht hatte, rückte mit einem Kommuniqué heraus, in dem sie sich beglück- wünschte, einen „kulturellen und historischen Schatz zurückerobert zu haben“ und behauptete, „dass großer Einsatz von Bemühungen und Mit- teln der zivilen Verwaltung für die Suche dieses Taufstein im Ruinenfeld.  © Library of Congress

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