Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 3

n Zeiten der Corona-Pandemie ein mög- lichst aktuelles Vorwort zu unserer Zeit- schrift schreiben zu wollen, das ist ein hoffnungsloses Unterfangen: täglich ändert sich die Lage sowohl im Heiligen Land wie auch hier in Europa. Dazu kam im August die unfassbare Nach- richt der riesigen Explosion im Hafen von Bei- rut, weniger als zwei Kilometer Luftlinie von unserem Konvent entfernt. Gott sei Dank waren weder Verletzte noch Tote zu bekla- gen und die Explosion ereignete sich in den Abendstunden, als der im Konvent unterge- brachte Kindergarten geschlossen war. Das Haus und die Kirche sind verwüstet worden, aber wir konnten schnell helfen, damit die Mitbrüder dort wohnen bleiben und ihren Aufgaben nachgehen können. Das größe- re Problem in diesem Zusammenhang ist die politische und wirtschaftliche Situation im Libanon; besonders betroffen davon sind die syrischen Flüchtlinge, deren Anzahl auf min- destens 1,5 Millionen geschätzt wird. Bei einer Gesamteinwohnerschaft von 6,2 Millionen Menschen war das bisher schon eine Mam- mutaufgabe, die das kleine Land zu stemmen hatte und als Ergebnis zeigte sich schon seit längerem, dass der Graben zwischen den Ein- wohnern und den Flüchtlingen größer wurde. 2019 hatte ich die Gelegenheit, die Mitbrüder dort zu besuchen und musste feststellen, dass „die Schweiz des Nahen Ostens“ massive wirt- schaftliche Probleme hatte. Sehr verehrte Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Wohltäter des Heiligen Landes! Sie finden in dieser Ausgabe wieder einen Arti- kel über die Arbeit der Franziskaner in Syrien, dieses Mal in Latakia. Einen aktuellen Anlass hat der Artikel über den Taufstein in Tekoa – die Heimat des Propheten Amos, wenige Kilometer von Betlehem ent- fernt. Ein weiterer Ort mit vielen biblischen Erinne- rungen in der Nähe ist Hebron und oft werde ich nach der dortigen Situation gefragt, denn schon seit vielen Jahren wird diese Stadt wegen der unsicheren politischen Lage nicht mehr von Pilgern und Touristen besucht. Der betreffende Artikel kann einen Besuch dort zwar nicht aufwiegen, aber Sie können mit Text und Bildern wenigstens eine gedankliche Pilgerfahrt unternehmen. Eine kleine „Pilgerfahrt“ zu Nachbildungen des Heiligen Grabes von Jerusalem möchte ich mit Ihnen in den nächsten Ausgaben unserer Zeitschrift unternehmen: es gibt viele dieser Nachbauten, meist aus Dankbarkeit für eine Pilgerfahrt initiiert oder aus Sehnsucht nach den hl. Stätten. Wenn momentan eine wirk- liche Pilgerfahrt nicht möglich ist, kann viel- leicht ein Besuch dieser Orte auch unsere Sehnsucht nach dem Heiligen Land stillen. Ich grüße Sie mit dem franziskanischen „Frie- den und Heil“, Ihr  I

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