Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 3

IM LAND DES HERRN 30 3/2020 dieser Treppe sieht man die Steinquader des herodianischen Baues aus nächster Nähe und kann heute noch bestaunen, wie exakt die riesi- gen Steine bearbeitet sind. Vom Eingang an der Nordecke gelangt man in die mamlukische, von einer Kuppel gekrönte Dschaulijemoschee von 1320; sie dient heute hauptsächlich zum Gebet der Frauen. Ein Durchgang durch die herodianische Mau- er führt in die Abrahamsmoschee . Die heutige Moschee (28 auf 21 m) ist in ihrer Architektur ein Kreuzfahrerbau mit einem byzantinischen Vorläufer, der seinerseits in den herodiani- schen Bau eingefügt ist. Dieser ist nach Südosten gerichtet, was offenbar sowohl für eine christ- liche Kirche mit der Orientierung nach Osten als auch für eine Moschee mit der Orientierung nach Mekka (von hier aus südlich) durchgehen konnte. Die Ausgestaltung der Moschee besorgte der Mamlukensultan Nasir (um 1330). Der ehe- malige Haupteingang in der Mitte der Nord- westwand ist heute versperrt, dahinter befindet sich der jüdische Bereich. Gleich daneben ist im Fußboden eine vergitterte Öffnung, durch die man in die Höhle Machpela hinunterschauen kann. Wo der ursprüngliche Eingang der Höhle war, ist unbekannt; zur Kreuzfahrerzeit befand er sich vor der gegenüberliegenden Südostwand der Moschee, neben der Kanzel. Niemand darf die Höhle betreten. Dem Direktor der israelischen Altertumsbehörde Zeev Yevin gelang es 1981 aber doch hinabzusteigen. Er berichtet, er habe am Boden unter dem herodianischen Gewölbe eine Bodenplatte entdeckt, die den Zugang zu zwei tiefer gelegenen Höhlen verschließe. Darin seien Tonscherben, Reste eines Leuchters und ein unversehrter Weinkrug zu sehen. Die Nach- richt von der Doppelhöhle von Machpela in der Bibel wird also bestätigt. Zwischen den Pfeilern der dreischiffigen Moschee stehen die Grabbau- ten ( Kenotaphe, griech. „Leergräber“) von Isaak Öffnung zur Höhle Machpela.  © Petrus Schüler

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