Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 3
3/2020 35 nicht vorbei! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen und ihr könnt dann nach einer kleinen Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwider- ten: Tu, wie du gesagt hast. Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Rühr es an und backe Brotfladen! Er lief weiter zumVieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da sprach der HERR: In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben. Sara hörte am Zeltein- gang hinter seinem Rücken zu. Abraham und Sara waren schon alt; sie waren in die Jahre gekom- men. Sara erging es längst nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt. Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch das Glück der Liebe erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann! Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Soll ich wirklich noch Kinder bekommen, obwohl ich so alt bin? Ist beim HERRN etwas unmöglich? Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen; dann wird Sara einen Sohn haben. Sara leugnete: Ich habe nicht gelacht. Sie hatte nämlich Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht. Die Männer erhoben sich von ihrem Platz und schauten gegen Sodom. Abraham wollte mit gehen, um sie zu verabschieden. Da sagte sich der HERR: Soll ich Abraham verheimlichen, was ich vorhabe? Abraham soll doch zu einem gro- ßen, mächtigen Volk werden, durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen. Denn ich habe ihn dazu auserwählt, dass er seinen Söh- nen und seinem Haus nach ihm aufträgt, den Weg des HERRN einzuhalten und zu tun, was gut und recht ist, damit der HERR seine Zusagen an Abraham erfüllen kann. Der HERR sprach also: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen. Die Män- ner wandten sich von dort ab und gingen auf Sodom zu“ (Gen 18,1–22). Wiewohl Jakob, Abrahams Enkel, nach seiner Rückkehr aus Mesopotamien mehr mit den nördlicheren Regionen von Sukkot, Sichem und Bet-El verwoben ist (Gen 34,17–20; 35,1), schreibt ihm der biblische Erzähler auch einen Aufenthalt bei seinemVater Isaak in Mamre zu (Gen 35,27). Jahrhunderte später, um 1000 v. Chr., wird in Hebron indirekt ein Heiligtum des HERRN bezeugt, nämlich als Abschalom die Rebellion gegen seinen Vater David inszenierte: Nach vier Jahren sagte Abschalom zum König: „Ich möchte nach Hebron gehen, um ein Gelüb- de zu erfüllen, das ich dem HERRN abgelegt habe. Denn dein Knecht hat bei seinem Aufent- halt in Geschur in Aram das Gelübde gemacht: Wenn der HERR mich wirklich nach Jerusalem zurückkehren lässt, dann will ich für den HERRN einen Gottesdienst feiern“ (2Sam 15, 7–8). Gerne wüsste man, welche Feiern damals in Hebron gepflegt wurden, aber wir wissen es nicht. Jedenfalls war es ein anerkanntes Heilig- tum, bei dem David keinen Verdacht schöpfte. Man hat gegen die Kontinuität der Verehrung des HERRN in Mamre/Hebron eingewandt, dass Propheten wie Hosea und Ezechiel Höhenheilig- tümer unter markanten Bäumen sehr kritisch sahen und sie verdammten – in der Bibel wie bei Flavius Josephus und anderen jüdischen Quel- len werden für Mamre jeweils Bäume erwähnt (Gen 13,18; 14,13), die teilweise als Eichen , teil weise als Terebinthen verstanden wurden. Es heißt z. B. bei Hosea: „Der Opferwein raubt meinem Volk den Ver- stand: Es befragt sein Götzenbild aus Holz, von seinem Stock erwartet es Auskunft. Ja, der Geist der Unzucht führt es irre. Es hat seinen Gott verlassen und ist zur Dirne geworden. Sie fei- Hebron Hebron
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=