Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 3

IM LAND DES HERRN 36 3/2020 ern Schlachtopfer auf den Höhen der Berge, auf den Hügeln bringen sie Rauchopfer dar, unter Eichen, Storaxbäumen und Terebinthen, deren Schatten so angenehm ist“ (Hos 4,11–13). Aber ob durch solche generelle Verurteilungen auch Heiligtümer getroffen wurden, an denen der Überlieferung nach Abraham geopfert hat, ist nicht gesagt. Man kann sogar dagegen anfüh- ren, dass der Prophet Amos, ein Zeitgenosse des Hosea, an dem anderen Patriarchenheiligtum Bet-El wirkte, dort zwar Missstände geißelte, es aber nicht grundsätzlich in Frage stellte. Und es muss einen Grund gehabt haben, wenn man nach der babylonischen Gefangenschaft, bei der Endredaktion der biblischen Bücher, die Erin- nerung an diese besonderen Orten der Erzväter aufnahm und sie weiter überlieferte. So ist es trotz des riesigen zeitlichen Abstandes nicht von der Hand zu weisen, dass einzelne Hei- ligtümer, die von den Patriarchen geehrt wur- den, trotz der Konzentration auf die Verehrung des HERRN in Jerusalem weiterhin in Ehren blieben und einigermaßen richtig überliefert wurden, ohne dass man sich für alle Details ver- bürgen könnte. Die Ruinen von Mamre liegen einige hundert Meter westlich von der Hauptstraße Halhul– Hebron und heißen auf Arabisch Ramat al-Cha- lil , „Höhe des (Gottes-)Freundes“. Ausgrabun- gen des deutschen Salvatorianerpaters Evarist Mader im Namen der Görresgesellschaft legten hier 1926–28 eindrucksvolle Ruinen frei. 1984– 86 bemühten sich israelische Archäologen um deren weitere Klärung. Man fand eine mäch- tige Umfassungsmauer (50 auf 65 m) aus gro- ßen Steinblöcken, die aber nicht einheitlich ist. Besonders auf der Nordseite waren in regelmä- ßigen Abständen Pfeiler eingefügt, ähnlich wie an der Umfassungsmauer des Jerusalemer Tem- pelplatzes. Diese Mauern grenzten den Temenos (griech. „Tempelbezirk“) ein. In dessen Südwest- ecke, nicht weit vom Eingang entfernt, befinden sich eine alte Zisterne und ein Brunnen. Eine teilweise erhaltene Pflasterung dürfte erst byzan- tinisch sein. In der Pflasterung gibt es neben dem Brunnen eine Lücke, die man als Standort einer damals verehrten Abrahamseiche ansehen kann, wie sie auf der Madabakarte dargestellt ist. Im östlichen Drittel des Gevierts findet man schließlich die Grundmauern einer kleineren Ausgrabungsgelände Mamre.  © Petrus Schüler

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