Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 4

4/2020 13 Christi wird mit schönster, von Silber und Gold gestickter Arbeit behangen, welche auf das Künstlichste das Geheimnis der Geburt Christi vorstellt. Es ist aber auf der Erde unter dem klei­ nen Altärlein ein rundes Loch, aber nicht tief, allwo Christus ist geboren worden, welches von allen mit größter Ehr geküsst wird. Um dieses runde Loch ist ein goldener Stern und darauf in Latein geschrieben: „An diesem Ort ist der Welt Heiland geboren.“ Ein heiliger Hieronymus, als er diesen Ort betrachtet und sich zu Herzen geführt, hat aufgeschrieben und auch schriftlich hinterlassen: „Siehe, in dieser kleinen Höhle der Erde ist der Erschaffer Himmels und der Erden geboren. Allhie ist er in die Windlein einge­ wickelt, von den Hirten gesehen, von dem Stern gezeigt und von den Weisen angebetet worden.“ Und wir wollen den Ort und die heilige Höhle der Geburt Christi ohne Fenster oder einfallen­ des Licht besuchen, dieweil aber während die­ ser Zeit stets Tag und Nacht 27 silberne Ampeln brennen, welche den ganzen heiligen Ort, gleich einem hellen Tag, erleuchten. Ich halte zwar groß den Eifer der christlichen Andacht in unserem Deutschland, mit welchem sich die Gott liebenden Christen an die Geburt Christi erinnern, besonders in derWeihnacht, wo man die selbige Nacht mit wenig Schlaf zubringt. Aber dieses tun auch die armen Christen in der Türkei, und zwar in größter Gefahr ihres Lebens, dass ich wohl von ihnen in der heili­ gen Christnacht sagen kann: Sie haben die Nacht in den Tag verwandel t . Denn niemand begehrt einen ruhi­ gen Ort, um zu schlafen. Und wenn schon ein Schläfriger gegenwärtig ist, wird er doch durch der Anderen Eifer und Andacht aufgemuntert und zu Andacht und Gebet angetrieben. Es ist also auf wenig Schlaf in der heiligen Weihnacht allda zu hoffen. Denn den Anfang zu der Mette nimmt schon die Zeit vor neun Uhr, dieweilen solche von Reverendus (ehrwürdigen) Pater Guardian von Jerusalem gehalten wird und durchaus gesungen mit immerdar währender Schlagung der Orgel, also dass es die zwölfte Stunde erreicht. Alsdann wird das Hochamt gehalten, welches alles geschieht in der großen Kirche über dem heiligen Ort der Geburt Christi. Nach Vollendung des Hochamts wird von den zwei Ministris Maioribus ein gar schönes Kindlein Jesu, so während dem Hochamt auf dem Altar gelegen, in die Hände und Arme des Reveren­ dus P. Guardian von Jerusalem gelegt. Dieser trägt es in einem von Gold und Silber köstlich ausgearbeiteten Tuch. Verehrung des Geburtsortes durch den Kustos.  © Nadim Asfour CTS Pilgerreise Pilgerreise

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