Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 4
IM LAND DES HERRN 18 4/2020 zum Mittelpunkt des Passionsgeschehens. Beim genauen Betrachten kann man hier zwei ver schiedene Qualitäten der Plastiken ausmachen: die etwas ungelenken Figuren der Kreuztragung unterscheiden sich von den bewegten, sehr emo tionalen Figuren der Kreuzigung. Es handelt sich um zwei Innicher Bildhauerwerkstätten, nämlich Matthias Schranzhofer und Familie Fasching, die jeweils am Anfang des 18. Jahrhun derts tätig waren. Doch nun wenden wir uns der Grabeskapelle zu, dem höheren und dominierenden Teil der Kapellenanlage; obwohl nur eine Kapelle, ist die Atmosphäre der Jerusalemer Grabeskirche gut eingefangen: das Licht fällt wie dort nur von oben ein und taucht den eigentlichen Grab bereich in Halbdunkel. Der polygonale Bau mit seinen beiden Emporengängen wird geschmückt von Reliefs der Apostel, im Tambour über der Kuppel eine Darstellung Gottvaters. Die Ädicula orientiert sich ganz nach dem Jerusalemer Vor bild, der Bau ist unterteilt in die Engelskapelle und die eigentliche Grabkammer. Geschmückt ist der verputzte Bau mit Fresken der Wächter und der Frauen am Grab, dazu gibt es eine klei ne „Legende“, damit der Besucher, der die Situa tion in Jerusalem nicht kennt, die Einzelheiten erkennen und verstehen kann. Wie in Jerusa lem kann die Kapelle an ihrer Vorderseite ver schlossen werden und hier zeigt sich ein schönes Detail: auf der hölzernen Tür ist die österliche Szene dargestellt, von der uns das Evangelium berichtet: „Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand beklei det war, da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte“ (Markus 16,5–6). Eine Abbil dung der Tür befindet sich im Inhaltsverzeichnis am Beginn dieser Zeitschrift. Ein kleines Detail sei noch genannt: die Kuppel wird geschmückt von einigen schönen Reliefs: Kreuzigungsszene. © Petrus Schüler
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