Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 4

IM LAND DES HERRN 34 4/2020 auch daran, dass sich im Stadtgebiet bis heu­ te drei große palästinensische Flüchtlingslager befinden, deren Bewohner (etwa ein Drittel der Bevölkerung Betlehems) durchwegs Muslime sind. Trotzdem ist das Stadtbild christlich geprägt, man sieht mehr Kirchtürme als Minarette. Vom Krippenplatz aus sieht man an der west­ lichen Seite eine Moschee aus den 50er-Jah­ ren. Darüber sieht man die syrisch-orthodoxe Marienkirche. Oben am Kamm erhebt sich die 1890 erbaute evangelische Weihnachtskirche mit ihrem spitzen Turm, weiter nördlich eine neue griechisch-katholische Kirche. Nach Osten hin hat man, eingerahmt von Klös­ tern, die altehrwürdige Geburtskirche des Erlösers vor sich, die den Ruhm und den Stolz dieser Stadt ausmacht. Die christliche Prägung liegt natürlich daran, dass die Stadt für das Christentum eine so bedeutende Rolle spielt und sie damit Ziel ungezählter christlicher Besucher ist. Sie äußert sich aber auch bei­ spielsweise in der Regelung, dass der Bürger­ meister von Betlehem immer ein Christ ist. Seit dem Jahre 2012 übte übrigens erstmals in ganz Palästina eine Frau dieses Amt aus. Es gibt in Betlehem eine große römisch-katholische Pfar­ rei (5220 Personen). Die anderen Christen Betlehems sind mehr­ heitlich griechisch-orthodox; es gibt kleinere Gemeinden von Gr iechi sch-Kathol i schen, Armeniern, Syrisch-Orthodoxen, Kopten und Lutheranern. Das moderne Betlehem lebt vom Tourismus, der infolge der politischen Unwägbarkeiten und momentan durch die Corona-Pandemie immer wieder Einbrüche erleidet. Eine wichtige Ein­ nahmequelle ist dabei ein reger Souvenirhandel, in erster Linie mit Produkten aus dem heimi­ schen Olivenholz. Die früher blühende Perl­ muttverarbeitung, im 16. Jahrhundert von den Franziskanern eingeführt, um den Christen eine Gewürzladen in der Altstadt Betlehem.  © Petrus Schüler

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