Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 4
4/2020 7 Pilgerreise Pilgerreise der wurde am 17. August 1670 in der Pfarrkirche St. Georg in Freising auf den Namen Johann Bernhard wohl von dem tüchtigen Pfarrer Menrad Kugler getauft. Taufpate war Jakob Westermair, Hofmarksrichter des Benediktiner klosters Weihenstephan. Die Familie Schwaiberger war sehr fromm. Der fleißige Vater ging sonn- und feiertags nicht wie andere ins Wirtshaus zum Kartenspielen oder auf den Kegelplatz. Vielmehr las er daheim seinen sechs Kindern Bücher vor, die er von dem 1680 verstorbenen Kanoniker Georg Rudolph aus dem Chorherrnstift St. Andreas auf dem Freisinger Domberg erhalten hatte. Es waren – wie Bruder Joseph später schreibt – „Historien-Bücher“ oder eine „Beschreibung der Länder und andere geist- liche Bücher“. Besonders beeindruckte den kleinen Johannes Bernhard „eine Beschreibung von der Stadt Rom, von dem Heiligen Land und von Jerusalem“, und er bekennt: „Das war wohl der innerliche als äußerliche Antrieb und Anfang, in das Heilige Land zu reisen.“ Als der Vater 1682 starb, war der Bub zwölf Jahre alt. Nun vertiefte sich der Kleine weiter in die Lektüre mehrerer Bücher über die heiligen Stätten in Palästina. Beim Lesen erfuhr er, dass die Franzis kaner im Heiligen Land tätig seien. Des halb besuchte er häufig das Franziskaner kloster in Freising. Hier erzählte man ihm, dass ein Pater namens Franciscus ebenfalls im Heiligen Land gewesen sei. Dies beflügelte ihn noch mehr, in den Orden des heiligen Franziskus einzu treten. Mehrmals ging er deshalb nach München ins Kapitel und bat um Auf nahme, wurde aber immer wieder abge wiesen, weil er zu jung war. Schließlich wollte er auf eigene Faust von Freising nach Palästina pilgern: „Und war mein Vorhaben, mich durch das Tirol zu begeben und Gelegenheit zu suchen, nach Rom zu kommen und mit der Zeit den Durst meiner Seele zu erquicken mit Besu- chung des Heiligen Lands.“ Davon rieten ihm die Geschwister und Freunde wegen der drohen den Kriegsgefahr ab, weil von Rekrutenwerbern „auf allen Wegen und Straßen alle reisenden Burschen hinweg geführt“ würden. So musste er seine Pläne auf Eis legen. Doch dann konnte er wieder Hoffnung schöpfen. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1688 ließ ihn der Guardian und Provinzial P. Fortunatus Hueber im Rahmen einer Visitation in Freising herbeiholen und befragte ihn eindringlich. Lei der bedeutete man ihm wiederum, er könne in das Freisinger Kloster nicht eintreten, aber er solle sich noch gedulden. Nun überfielen den jungen, achtzehnjährigen Mann Zweifel an sei ner Berufung. Endlich sah er Licht am Horizont, Turm der Pfarrkirche St. Georg in Freising. © Petrus Schüler
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=