Im Land des Herrn | 74. Jahrgang | 2020 - 4

IM LAND DES HERRN 8 4/2020 denn er wurde schriftlich nach Amberg eingela­ den und am 24. November 1689 als Terziar in das dortige Kloster aufgenommen. Nach langemWar­ ten hat ihn schließlich der Provinzial P. Anselm Furtmair am 29. September 1693 zu Landshut „in den heiligen Orden eingekleidet“ und erhielt den Ordensnamen Joseph. Nach Vollendung des Noviziats konnte Bruder Joseph am 19. Septem­ ber 1694 in München die Profess ablegen. Viele Jahre später sollte sein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Nach mündlichen und schrift­ lichen Bitten erhielt er vom Provinzial P. Sig­ mund Neudecker die Erlaubnis, ins Heilige Land zu pilgern. Sein „Reisgespon“ (Reisegefährte) war der Klausner Bruder Martinus aus einem Klos­ ter bei Landshut, der schon mehrmals in Rom gewesen war. So begaben sich die beiden am 9. Februar 1724 zu Fuß und ohne Geld auf die teilweise gefährliche Reise, um von München über den Brenner, die heiligen Stätten in Loreto, Padua, Assisi, Portiunkula und Rom zu besu­ chen. Sie übernachteten vor allem in Klöstern, aber auch bisweilen in Wirtshäusern. Nach dem Aufenthalt in Rom und einem weiteren Besuch in Assisi ging Bruder Martin am 1. Mai 1724 in seine bayerische Heimat zurück. Allein setzte Bruder Joseph seine Pilgerreise fort. Von Vene­ dig aus fuhr er mit dem Schiff ins Heilige Land. Dort blieb er über drei Jahre lang, um alle hei­ ligen Stätten der Christenheit genau anzusehen und dort zu beten. Im Juli 1727 machte er sich auf den Heimweg. Am 27. November 1727 betrat er wieder heimatlichen Boden und kehrte in das Franziskanerkloster in München zurück. Nach eigener Berechnung war er genau drei Jahre, neun Monate und fünfzehn Tage unterwegs gewesen. Seine glückliche Heimkehr bekräftigte er mit dem Stoßgebet: „Um alles sei Gott gelobt und Dank gesagt.“ Dann schrieb er seine Erin­ nerungen nieder und vollendete sie drei Jahre später. Noch einmal wollte er den beschwerli­ chenWeg nach Jerusalem wagen. Diese Wallfahrt wurde ihm zwar vom General genehmigt, doch wurde diese – wie es in den Akten heißt – „mit Inschrift am ehemaligen Franziskanerkloster Freising.  © Petrus Schüler

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