Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 1
IM LAND DES HERRN 12 1/2021 d. h. dass man seitdem ohne vorherige Anmel- dung den Ort besuchen kann, natürlich mit der Auflage, sich von den noch nicht geräumten Minenfeldern fernzuhalten. Gleichzeitig schaff- te Israel eine gewisse Infrastruktur, bestehend aus einem Geschäft, Toiletten, Umkleidekabinen (besonders für orthodoxe und evangelikale Pilger) und man konnte auch das Emblem der israeli- schen Nationalparks sehen. Gerade in den letzten Jahren erfuhr die Pilgerfahrt einen starken Auf- schwung, weil viele Pfarreien des Landes in gro- ßen Gruppen am Fest der Taufe des Herrn an den Feierlichkeiten teilnahmen, so dass längst nicht mehr unsere kleine Kapelle (wenige Meter vom Fluss Jordan entfernt) genutzt werden konnte. Hier nun einige grundlegende Ausführungen zur Lokalisation der Taufstelle Jesu: Die Taufstelle Jesu am westlichen Jordanufer Östlich von Jericho liegt der Zugang zur Stätte, die an die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer erinnert. Der Jordan, der die tradi- tionelle Taufstätte durchfließt, trennt sie heute in zwei Bereiche. Er bildet die Grenze zwischen dem israelisch verwalteten/besetzten Gebiet auf der Westseite und Jordanien im Osten. Bei- de Hälften der Taufstätte sind heute zugänglich, aber natürlich nur in zwei getrennten Besuchen. Gegen- wär t i g g i bt e s Ge spräche , einen gemeinsamen, grenz- überschrei tenden Park zu errichten. Ob und wann das verwirklicht werden kann, ist ungewiss. Der antike Gebäude komplex, der dem Gedächt- nis der Taufe Jesu geweiht war, erstreckte sich um ein Quellgebiet am Ostufer des Jordan, während die Gebäu- de auf der Westseite jünge- ren Datums sind. Sie heißen auf Arabisch Qasr al Jahud („Juden-Burg“), was wohl auf die Erinnerung an den Durchzug der Juden durch den Jordan (Jos 3,14–17) zurückgeht. Wenige hundert Meter von der Hauptstraße entfernt kommt man zu einem Kontrollpunkt des Militärs, durch den man das Sperrgebiet entlang der Grenze betre- ten kann. Nach 1967 war zunächst das ganze Gebiet abgeriegelt, die verschiedenen christli- chen Konfessionen konnten die Taufstätte nur einmal im Jahr besuchen (die Katholiken am letzten Donnerstag im Oktober). Im Jahr 2000 wurde die Taufstätte geöffnet, aber nach Aus- bruch der Zweiten Intifada erneut geschlossen. Seit 2011 ist sie wieder allgemein zugänglich. Nach ca. 1 km erreicht man die imposanten Ruinen des griechisch-orthodoxen Prodromos- klosters , dessen Krypta aus byzantinischer Zeit stammt. Prodromos (griech. „Vorläufer“) meint Johannes den Täufer. Kaiser Manuel Komne- nos (1143–1180) ließ es im Mittelalter wieder instandsetzen und befestigen; danach ver- fiel es erneut. 1882 erwarb es das griechisch- orthodoxe Patriarchat und belebte es neu. Sehr altertümlich ist die aramäisch-syrische Bezeichnung des Klosters, die sich im Arabi- schen erhalten hat: Mar Juhanna heißt wört- lich übersetzt „Herr Johannes“. Von dort ab führt die Straße zum Jordan hinab (ca. 1 km). Beiderseits der Straße sieht man die Ruinen Jordan in der Nähe der Taufstelle. © Petrus Schüler
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