Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 1
IM LAND DES HERRN 14 1/2021 lesen ist. Wenn man aber Betanien von Bet Ainon („Haus der Quellen“, vgl. das Änon bei Salim ) ableitet, wird ein ehemaliges Betanien hier unten verständlich. Die Mosaikkarte von Madaba gibt eine Stütze für diese Ableitung her; denn sie verzeichnet auf der Westseite des Jordan „Bethabara, wo die Taufe des hl. Johan- nes stattfand“ , und auf der Ostseite ein „Ainon, wo jetzt die Weide ist“ . So ist es nur logisch, die Ortsangabe aus den besten Evangelienhand- schriften wieder ganz ernst zu nehmen und die Wirksamkeit des Bußpredigers Johannes auf der anderen Seite des Jordan zu lokalisie- ren, von wo nach dem biblischen Bericht Elija in den Himmel entrückt wurde. In der Ankün- digung der Geburt des Johannes heißt es ja ausdrücklich: „Er wird ihm mit dem Geist und der Kraft des Elija vorangehen“ (Lk 1,17). Weil dieses zu erschließende Bet Ainon nicht mehr bekannt war, entschieden sich die Historiker der alten Kirche für die Leseweise Bethaba- ra und wurden so zur Ursache dafür, dass die Erinnerung der Taufe Jesu ganz auf die West- seite des Jordan gezogen wurde. Die eigent liche Taufe geschah aber offenbar im Fluss und gehört somit keiner Seite an. Am Sonntag, 10. Januar 2021, war es soweit: das erste Mal seit 54 Jahren und 3 Tagen konnten die Franziskaner wieder die hl. Messe in (bzw. wegen der Sicherheitsvorkehrun- gen bezüglich der Coro- na-Pandemi e) an ihrer Kirche St. Johannes feiern. Es war bewegend zu sehen, wie der Kustos des Heili- gen Landes, P. Francesco Patton, das Tor des Kon- ventes mit eigener Hand öffnet. Es konnten nur wenige geladene Gäs te an die- ser Zelebration teilneh- men, unter ihnen der Apostolische Nuntius, Monsignore Girelli, der italienische Konsul, der spanische Vizekonsul sowie eine Gruppe israelischer Militärrepräsentanten. Am Ende des Gottesdienstes wurde das „Register der hei- ligen Messen“ herbeigeholt, ein Buch in dem jeder Priester nach der Zelebration der hl. Mes- se seinen Namen und die Messintention ein- trägt. Die letzte Eintragung stammte von eben diesem genannten Tag, dem 7. Januar 1967, als ein britischer und ein nigerianischer Pries- ter den letzten Gottesdienst zelebrierten. Die nächste Eintragung stammt nun aus der Hand des P. Kustos, der die erste hl. Messe nach 54 Jahren firmierte und mit seinem Siegel bestätigte. Als die Mitbrüder im Jahre 2018 das erste Mal die Gebäude des Konventes betreten konnten, fanden sie im Refektorium, dem Speisesaal des Klosters, noch den eingedeckten Tisch für die nächste Mahlzeit vor. In den beiden letzten Jahren wurde nun vieles im Gelände vom Tech- nischen Büro der Kustodie renoviert, so dass die Pilger – sobald es wieder möglich ist – dort einen Platz finden, in Ruhe zu beten und Gottes- dienst zu feiern. P. Kustos firmiert im Messregister. © Nadim Asfour CTS
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