Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 1
1/2021 23 Das mönchische Leben Makarius der Ägypter (1), ist mit einer Tunika aus geflochtenen Palmblättern bekleidet. Er leb- te zur gleichen Zeit wie sein Nachbar, der heili- ge Antonius, der gleichfalls aus Ägypten stammt und als einer der Väter des Mönchstums gilt. In dieser Reihe steht auch noch der heilige Euthy- mius (3) aus Melitene (Türkei), der Eremit im Wadi Kelt zwischen Jericho und Jerusalem wur- de. Ihnen gegenüber stehen Theodosius (13) und Saba (14) aus Kappadozien (Osttürkei). Saba, der Begleiter des Euthymius, ist der Grün- der mehrerer Klöster. Sein Leichnam ruht im Mar Saba-Kloster südöstlich von Betlehem. Die Mönche stehen zusammen in einer Gruppe in der Nähe des Einganges gleichsam zum Emp- fang der Pilger. Manche haben eine direkte Ver- bindung zum Heiligen Land, insbesondere mit der Wüste Juda, wo sie gelebt haben. Vor allem Antonius, Theodosius, Euthymius und Saba sind bekannt für ihren Kampf gegen die Monophysi- ten, die glaubten, dass in Christus nur eine Natur sei, nämlich die göttliche. So sagen die Heili- gen der Geburtskirche, einem Ort für die ganze Menschheit, erneut, was die Mosaike im Sin- ne der ersten Konzile ausdrücken: Es gibt zwei Naturen in der Person Christi, die göttliche und die menschliche. Es ist nur logisch, dass sich in ihrer Nähe Onophrius (Säule 21) befindet, der im Engli- schen den Vornamen Humphrey ergeben hat. Auch er ist Ägypter und die Legende erzählt, dass er als Eremit in Jerusalem gelebt hat und dass ihm jeden Sonntag ein Engel das eucharis- tische Brot und denWein brachte. Sein Fest wird wie jenes des Johannes und des Elias im Som- mer gefeiert, während das der heiligen Asketen und Anachoreten (die sich von der Welt zurück- gezogen haben) imWinter stattfindet. Auf die Mönche folgen die Bischöfe und die Dia- kone. Der heilige Cataldus (8) und der heilige Brasius (27) sind in unseren Augen im Gegen- satz zu den anderen bisher genannten Heiligen erlauchte Unbekannte. Cataldus steht als einziger von den dreien auf einem der zentralen Pilaster des Hauptschiffes und ist von allen Malereien die am schlechtes- ten erhaltene. Immerhin ist erkennbar, dass er eine Kasel trägt und darüber das Pallium und mit dem Hirtenstab ausgerüstet ist. Cataldus war ein irischer Mönch, der um 665 auf Pil- gerfahrt in das Heilige Land kam. Auf seiner Rückfahrt landete er in Italien und wirkte dort mehrere Wunder. Tankred, der Eroberer von Betlehem (1099), hatte für ihn eine besondere Verehrung. Im Gegenteil dazu ist Brasius eine der am bes- ten erhaltenen Figuren; hinsichtlich seiner Identität gibt es jedoch einige Fragen. Vincent und Abel lesen sehr wohl den Namen Brasius und fragen sich allerdings in Hinblick auf den schlechten Zustand, in dem sich die Säulen Anfang des XX. Jahrhundert befanden, ob es sich nicht um den heiligen Ambrosius (Mai- land) handeln könnte. Kühnel liest ebenfalls Brasius – wie auch wir heute – beschreibt aber das Leben des heiligen Blasius. Wurde einerseits der Kult des heiligen Blasius, eines Märtyrer des VI. Jahrhunderts, durch die Kreuzfahrer, die seine Reliquien in viele Städte Europas gebracht hatten, wiederbelebt, so spricht für den heiligen Ambrosius das Faktum, dass der dritte Bischof, der neben ihm abgebildet ist, Leo I., genannt der Große, darstellt und der, wie er, Kirchen lehrer war. Der heilige Leo (29) ist gleichfalls in gutem Zustand; wie sein Nachbar trägt er eine braun- rote Kasel. Obwohl er Papst ist, sind im Unter- schied zu den beiden anderen Bischöfen sei- ne Schultern nicht mit dem Pallium bedeckt, was vermuten lässt, dass er von einem Byzan tiner gemalt wurde. Während Ambrosius gegen den auf den oberen Mosaiken beschriebenem Konzil von Nizea (325) verurteilten Arianis- mus kämpfte, hat Leo wie die schon erwähn- ten Asketenmönche gegen den Monophysi- tismus gekämpft. Er hat die grundlegenden Arbeiten zum Konzil von Chalcedon (451) geleistet. Beide Heiligen teilen ihre Säule mit Geburtsbasilika Geburtsbasilika
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