Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 1
IM LAND DES HERRN 32 1/2021 einer Ruhe und Schlaf, zu welchem nach Mitter- nacht gar keine Zeit ist, da die Mette sich jederzeit bis auf zwei Uhr erstrecket, auf welches dann die Heiligen Messen gleich anfangen, unter welchen die Brüder und andere eifrige Christen kommu- nizieren. Denn obschon gegen Nacht die Pfor- te und Eingang in die große Heilige Grabkirche von den Türken gesperret wird, so bleiben doch Manns- und Weibsbilder in der großen Kirche, und die meiste Zeit ungeschlafen (ohne Schlaf). Und wenn sie aus menschlicher Schwachheit ein Schlaf überfällt, müssen sie die bloße Erde zu einer Ruhe nehmen, denn kein Stuhl noch Bank ist in der großen Kirche. Und neben einer ande- ren Zeit, dass eine solche Andacht gehalten wird, so ist doch in der Osterfasten alle Samstag das Amt bis an dem Sonntag in der Frühe. Die Mette wird nach Brauch der Römischen Kirche in blau- en Dalmatiken gehalten, doch werden die letzten drei Lektionen in dem Pluviale gesungen. Unter dem ‚Benedictus‘ gehen alle Anwesen- den in schönster Ordnung zu dem Allerheiligs- ten Grab Christi, mit Vorgehen des Akolythen, nämlich ein Bruder mit einem großen, silber- nen Kreuz und sechs Brüder mit den silber- nen Leuchtern, die sechs Cantores mit großen, langen, brennenden Tortschen (Fackeln) und andere Brüder und Priester mit weißen Kerzen. Diese sind in zwei Reihen abgeteilet vor dem Eingang in das Heilige Grab. Der Offiziator mit dem Diakon und Subdiakon gehen ganz in das Allerheiligste Grab Christi hinein und inzensie- ren dasselbige. Doch wird heraußen mit heller Stimme ganz langsam das ‚Benedictus‘ gesun- gen. Und nach solchem wird wieder in die Chor- kirche gegangen und die Mette mit dem Zei- chen einer kleinen Glocke zu dem ‚Ave Maria‘ beschlossen. Vor anbrechendemTag wird das gewöhnliche Amt auf dem Allerheiligsten Grab Chrsti gehalten. Bald nach solchem wird wiederum von den Türken die große Pforte eröffnet, wo ein so großer Zulauf von den Christen und Schismatikern (Orthodoxe Christen) ist, dass man nur durch hartes Gedräng in das Allerheiligste Grab kommen kann. Es wird aber neben dem täglichen Amt in dem Heiligen Grab auch alle Tage die Konventmesse in der Chorkirche gehalten, sonntags aber und an anderen Festen ein Amt gesungen. Also wird auch alle Sonntage in der Fasten nach der Prim und Terz ein Amt gehalten mit vorgehendem ‚Asperges me‘ mit Diakon und Subdiakon, wie man die Ämter pflegt in der Fasten zu halten, unter welchem Amt auch eine Predigt in arabischer Sprache ist, die unter der Pforte und Eingang in die Chorkirche gehalten wird, denn man hat keinen Predigtstuhl (Kanzel) in keiner Kirche. Bald nach diesem Amt geben die Türken drei Zeichen zum Zusperren mit großem Schlagen an die Tür der großen Pforte, damit eilfertig sich hinausbegeben soll, was nit für gewöhnlich darinnen zu verbleiben hat.“ 2. Besonderer Schmuck im Heiligen Grab In der Karwoche war der Andrang der christlichen Pilger auf das Heilige Grab besonders groß. Für Früherer Festtagsschmuck des Grabes. © Library of Congress Prints and Photographs Division
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