Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 1

1/2021 33 diese Zeit wurden die Heilig-Grab-Kirche und das Heilige Grab selbst von den Franziskanern prächtig mit Bildern und Teppichen geschmückt. Bewundernswert waren die kostbaren, gestifteten Ampeln und Leuchter. Bruder Joseph bemerkt dazu (4. Teil, 6. Kapitel, S. 421–424): „Dieser von Christo geheiligte Ort wird in der Fasten, besonders in der Karwoche, von den Pil- gern und umliegenden Christen besuchet und mit besonderer Andacht von den Patres Franzis- kanern verehret. Denn an dem Samstag vor dem Palmtag wird auch der Einzug auf vorher ange- merkte Weise gehalten. Doch neben der großen Kirche wird das Allerheiligste Grab Christi von innen und außen auf das Schönste gezieret. Auf dem Obergang der großen Kirche auf der rechten Hand des Heiligen Grabes, wo das Klos- ter und Wohnung der Franziskaner sich befin- den, auf solchem Gang hat man neununddreißig Staffeln aufzusteigen; er ist in der Länge einhun- dertzwanzig Schritte lang und achtunddreißig breit. Dieser Gang wird zum Allerheiligsten Grab Christi hin mit Teppichen und Bildern gezieret und viele Ampeln aufgehängt, die man bei Ver- richtung des Gottesdienstes anzündet. (…) Zudem wird diese Heilige Kapelle mit kunstreicher Teppicharbeit behängt. Bei dem Eingang in der Höhe ist die Leinwat zu sehen, in welche Christus eingewickelt in dem Grab gelegen ist, worauf sei- ne Größe und Länge eingedrückt ist. So werden auch in der Karwoche an allen Orten in der Chor- kirche, welche dreißig Schuh lang und breit ist, silberne Ampeln aufgehängt, mit Lichtern ver- mehret, in dem Grab Christi, auf dem Kalvarien- berg und besonders vor dem Allerheiligsten Grab Christi, wo acht große silberne Ampeln aufge- hängt werden, an welchen zwei zu tragen haben, weil sie von einem nit können getragen werden. Eine aus diesen Ampeln ist von Neapel dahin ver- ehret worden. Obwohl sie zwar von purem Silber ist, ist sie doch an vielen Orten auf das Schönste vergoldet und nit auf deutsche Manier gemacht, sondern kostbar und kunstreich auf folgendeWei- se: An den vier Ecken stehen vier große, schier ellenlange Engel mit Thuribulen (Weihrauch- fässer). Zu obrist dieser Ampel hält ein Engel in der gleichen Größe einen goldenen Zettel, worauf geschrieben steht: ‚Erit sepulchrum eius glorio- sum.‘ (Jes 11,10: ‚Sein Grab wird herrlich sein.‘). So sind auch vierundzwanzig Engel zu sehen, welche in der Hand halten brennende Ampeln. An den vier Ecken sind vier Vorstellungen (Bilder) aus dem Alten Testament, welche das Leiden und die Auferstehung Christi vorbedeuten, und zwar ganz lebhaft und künstlich ausgravieret. An den vier Seiten am Boden dieser Ampel sind vier große Wappen: das erste der Römisch-Katholischen Kir- che und des zur selbigen Zeit regierenden Paps- tes, das andere Wappen Ihrer Kaiserlichen Majes- tät, das dritte Ihrer Königlichen Majestät in Spa- nien und das vierte der Stadt Neapel. In der Mitte dieser Ampel ist das Heilige Grab und darin ein brennendes Licht. Wegen der Schwe- re des Silbers und Golds, auch wegen der künstlichen Arbeit wird sie auf sechzigtausend Gulden geschätzt. Die andere kostbare Ampel ist vom Großherzog von Florenz. Sie ist nit anders gestaltet als ein großer Berg mit zwölf Spelunken oder Höhlen, in welchen die zwölf Apostel sitzen, ein jeder in seiner rechten Hand haltend eine silberne Ampel, auf dem Gipfel oder Spitz des Bergs ist Christus Jesus, wie er triumphier- lich von den Toten auferstanden ist. Karmetten am Heiligen Grab am Karsamstag, rechts ist der große Tenebrae-Leuchter sichtbar.  © Petrus Schüler Osterfest Osterfest

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