Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 1
IM LAND DES HERRN 34 1/2021 Die anderen Ampeln sind auch groß und schwer, unterschiedlich und nach altem Brauch gemacht.“ 3. Die Palmprozession und die Feier der Karwoche Bruder Joseph beschreibt im 7. Kapitel des 4. Teils (S. 424–428) die Palmprozession und die Fußwaschung am Gründonnerstag. Vor allem geht er auf das geistliche Leben im kleinen Franziskanerkloster in der Gra- beskirche ein. „Demnach nun alle Samstage in der Fasten vie- le Franziskaner, wie auch Reverendissimus Pater Guardian selbst, über Nacht in dem kleinen Klos- ter des Heiligen Grabes verbleiben, wird doch die Zahl größer an den Palmsamstag, sowohl von den Weltlichen als auch von den Franziskanern, damit alle sich auf den Palmtag vorbereiten mit gro- ßem Eifer und Andacht. Und weil die Chorkirche der Patres Franziskaner zu klein und nur dreißig Schuh lang und breit ist, so wird neben dem Ein- gang der Türe rechter Hand ein schöner, großer Altar aufgerichtet, auf welchem an dem Palmtag das Amt und Gottesdienst verrichtet wird. Bei anbrechendem Tag begeben sich alle Fran- ziskaner, wer immer nur kann, von dem Kloster Salvator in die Heilige Grabkirche, um der Pro- zession beizuwohnen. Die Palm (Palmzweige) wer- den auf dem Allerheiligsten Grab Christi geweihet von Reverendissimo selbst, welcher auch selbige austeilet in seiner bischöflichen Bekleidung und Inful (Mitra), sitzend in einem Sessel, die ihm vom Diakon und Subdiakon aus dem Heiligen Grab übergeben werden. Die Palm aber sind nit wie in unserem Deutschland, sondern recht eigentliche Palmzweige, wie man sie den Heiligen Martyrern hinzumalet. Und solche Palmzweige sind auch auf unterschiedliche Weise geflochten. Ein solcher wird einem jeden Christen gegeben, und zwar anfänglich nach der Ordnung allen Priestern und Brüdern, nachmals den Mannsbildern und Kna- ben, letztlich denWeibern. Alle empfangen solche Palm- und Olivenzweige kniend und küssen die Hand und Ring des Reverendissimi. Und es wer- den etliche hundert Palm- und Olivenzweige aus- geteilet, denn der Zulauf von allen umliegenden Christen auf dieses Fest ist groß. Nach solchem wird die Prozession gehalten wie in unserer Christenheit. Das Amt wird auf vor- gemeldetem Altar gehalten und der Passion (die Leidensgeschichte Jesu nach Matthäus) gesun- gen. Nach der Vollendung solches gehet alles wieder in den Konvent Salvator, und es verblei- ben nur allein diejenigen darin, die gewöhnlich darin wohnen. Doch den darauf folgenden Mitt- woch nach dem Palmtag in der Karwoche wird wiederum die Pforte eröffnet, doch auf solche Weise, dass viele Priester und Brüder bis auf den Ostertag darin verbleiben, deren meiner Zeit etliche fünfzig darin gewesen. Denn die große Pforte wird an dem Mittwoch bei Untergang der Sonne verschlossen und erst an dem Karfreitag gegen den Abend von den Türken aufgemacht, so dass alle Gottesdienste von Reverendissimo und denen, die darin sind, eifrig gehalten werden. Die Mette wird in solchen Tägen vor dem Ein- gang des Allerheiligsten Grabes Christi gesungen, auch an selbigem Ort an dem Donnerstag die Füßwaschung vorgenommen, die Reverendissi- mus Guardian selbst in bischöflicher Kleidung verrichtet und zwölf Personen die Füße waschet. Vormittags, nach dem Heiligen Amt, wird das Allerheiligste Sakrament in dem Ziborium in das Allerheiligste Grab Christi getragen, allwo nit nur allein zwei Franziskaner in Chorröcken stündlich Vorbereitete Palmzweige im Inneren des Heiligen Grabes. © MAB Kustodie
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