Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2
12 2/2021 Das Heiligtum der Himmelfahrt Christi Heinrich Fürst/Gregor Geiger er Evangelist Lukas macht die Erzählung von der Himmelfahrt Christi zum Aus gangspunkt seiner Apostelgeschichte; sie bildet den Abschluss der österlichen Erschei nungen Jesu: „Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir ver nommen habt! Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wie der her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet mei ne Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel empor schauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.“ (Apg 1,4–12). Auf dem Gipfel des Ölbergs gab es schon in alt testamentlicher Zeit ein Heiligtum: „David stieg … den Ölberg hinauf. Als David auf den Gipfel des Berges kam, auf dem man sich vor Gott (andere Übersetzungsmöglichkeit: vor Göttern) nieder wirft.“ (2 Sam 15,30.32). Hierbei handelte es sich um ein Höhenheilig tum, eine der Kulthöhen, die im Gegensatz zum Monotheismus und zum einzigen Heiligtum des HERRN, dem Tempel, standen und deshalb immer wieder von den Propheten scharf kriti siert wurden. In die Heilsgeschichte tritt der Ölberggipfel jedoch erst mit Christi Himmelfahrt ein. Auf Lateinisch trägt das Heiligtum den schwer erklärbaren Namen Imbomon ; am wahrschein lichsten ist eine Ableitung aus dem griechischen en Bomo , „auf dem Hügel“, was der Ortslage eini germaßen gerecht wird. Die vornehme Römerin Poimenia erbaute um das Jahr 378 auf diesem südlichen Ölberggipfel (808 m ü. d. M.) die erste Kirche. Nach dem Apsismosaik der Kirche Santa Pudenziana in Rom, das bald nach dem Bau des Jerusalemer Heiligtums entstand (um 390), war dieses ein Bau, der in der Mitte zum Himmel hin offen war. Man wollte damit den Worten des Engels ganz buchstäblich gerecht werden: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Him mel empor?“ (Apg 1,11). Als die Kreuzfahrer die zerstörte Kirche wieder aufbauten, hielten sie sich grundsätzlich an die ses Vorbild. In die Mitte eines Achtecks stellten sie die kleine Mittelkapelle, die bis heute am Ort zu sehen ist; auch bei ihnen war die darüber lie gende Kuppel der Kirche in der Mitte offen. Nach D
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