Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2
2/2021 13 dem Sieg Saladins 1187 nahmen die Muslime das Heiligtum für sich in Beschlag und schlossen das Kreuzfahrerkapellchen in ihrer Weise mit einer Kuppel ab, während sich nebenan, im früheren Augustinerkloster, Derwische niederließen. In der Kapelle ist am Boden ein kleines Viereck abgegrenzt, in dem man mit etwas Phantasie die Fußabdrücke Jesu sehen kann. Es sieht so aus, als ob man einen allzu materiellen Bezug her gestellt hätte zu dem in den Himmel erhobenen auferstandenen Herrn, ähnlich dem Hufab druck des Pferdes Mohammeds im Felsendom bei seinem Ritt in den Himmel. Aber die Ver ehrung geht viel weiter zurück: Bereits in einem Brief des Paulinus von Nola vom Jahr 403 findet sich der Eindruck der Füße Christi erwähnt, allerdings nicht in Marmor, sondern in Rasen und Sand; nach Paulinus ist das „der einzige grü ne Fleck in der ganzen Basilika“, was ihn einen Psalmvers zitieren lässt, der in der abweichen den lateinischen Übersetzung lautet: Adoravi mus ubi steterunt pedes eius , „Wir beten an, wo seine Füße gestanden haben!“ (vgl. Ps 132,7). Bereits beim Bau der Kirche muss wohl Poime nia einen klar bestimmten Ort vor Augen gehabt haben, der nicht überbaut wurde, so dass dem offenen Himmel ein Stückchen Erde entsprach. Wahrscheinlich hatte man ein Prophetenwort auf Jesus und seine Himmelfahrt bezogen, heißt es doch bei Sacharja am Tag des endzeitlichen Kampfes: „Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt.“ (Sach 14,4; vgl. auch Ez 11,23). Der hl. Ignatius von Loyola, dem romantische Frömmelei fernliegt, war von diesem Fußab druck mehr ergriffen als von jeder anderen hei ligen Stätte. Dreimal besuchte er diesen Ort, das dritte Mal ganz allein, weil er sich die Lage der Füße, der letzten Spuren Jesu auf Erden, genau einprägen wollte. Den Zugang zur Moschee „erkaufte“ er sich von den Wächtern mit einem Taschenmesser und einer Schere. Dies trug ihm den Zorn der Franziskaner ein, denn diese waren für die Sicherheit der europäi schen Pilger verantwortlich, und die konnte für solche Alleingänge nicht gewährleistet werden. Bis ins vergangene Jahrhundert zeigte man in St. Salvator, nicht ohne eine gewisse Schaden Apsismosaik in S. Pudenziana, Rom: rechts neben dem thronenden Christus die Darstellung des Himmelfahrts-Heiligtums, erkennbar am „offenen Dach“. © Petrus Schüler Heiligtum Heiligtum
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