Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

IM LAND DES HERRN 16 2/2021 dert durch diese Lebensumstände daher auch nicht, dass diese strenge Büßerin als zum Ske­ lett abgemagerte schmutzige Gestalt erscheint. Auch spätere Heilig-Land-Reisende berichten von diesem Ort, so der „Pilger von Piacenza“, der mitteldeutsche Dominikaner Burchard vom Berg Zion im 13. Jahrhundert sowie der Franziskaner- Kustos Franziskus Quaresimus am Anfang des 17. Jahrhunderts. Im Mittelalter wird auch noch von einer Kirche berichtet, als jedoch der Deut­ sche Conrad Schick 1896 das Gebäude vermaß, war es längst Moschee und von den Einheimi­ schen „Einsiedelei der Adawi“ oder „Bint Hasan“ genannt. Damit kommen wir zur islamischen Über­ lieferung; diese setzt erst nach der Kreuzfah­ rerzeit mit Ibn Battuta im Jahre 1355 ein. Ein weiterer moslemischer Zeuge ist Mudschir ad-Din am Ende des 15. Jahrhundert. Jeder Heilig-Land-Pilger hat sein Grabmal schon (unbewusst) gesehen: direkt an der Straße vor dem Mariengrab erhebt sich die kleine Kuppel über vier Säulen. Wieder ist es eine heilige Frau, jetzt ist ihr Name der einer muslimischen Mys­ tikerin, „Rabi ah-al-Àdawija“ – und dieser Name ist den Einwohnern von at-Tur, der Ortschaft auf dem Ölberg, wohlbekannt: die sehr belebte Hauptstraße des Ortes, die sich über die Gipfel des Ölberges entlang zieht und auch das Hei­ ligtum der Himmelfahrt berührt, trägt ihren Namen. Und wenn auch die Moschee außerhalb der Gebetszeiten immer verschlossen ist – man kann im benachbarten Souvenir-Laden die Schlüssel bekommen (ein angemessenes Trink­ geld, im arabischen „Bakschisch“ genannt, wird nicht zurückgewiesen) und wird überrascht sein, wie sauber und gepflegt sich die einstige Einsiedler-Höhle im Inneren zeigt. Grabmal des Mudschir ad-Din am Mariengrab in Getsemani.  © Petrus Schüler Darstellung der Pelagia (links) in der Rumänisch-Orthodoxen Kirche Jericho.  © Petrus Schüler

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