Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

30 2/2021 Fälscher geübter als ihr „Kollege“, der erwähnte Ägyptologiestudent aus Florida. Die Buchstaben­ formen unterschieden sich von anderen, echten Dokumenten aus jener Zeit nicht mehr, als sich eben eine Handschrift von einer anderen unter­ scheidet. Ein größeres Problem hatten die Fäl­ scher aber damit, auf 2000 Jahre altes Schreib­ material (Papyrus oder gegerbte Tierhaut) zu schreiben. So altes Schreibmaterial ist extrem trocken und spröde. Darauf verläuft frische Tin­ te anders als sie es auf neuerem Untergrund tun würde. Unter einem Mikroskop sind diese Unter­ schiede zu erkennen. Schließlich haben es die Fälscher offenbar nicht gewagt – oder waren dazu nicht im Stande –, alte Texte zu erfinden. Also haben sie einfach bekannte Texte, biblische oder vereinzelt andere, abgeschrieben. Das Ergebnis der über Jahre dauernden Unter­ suchungen ist: Etwa die Hälfte der in den letzten 20 Jahren aufgetauchten Fragmente sind sicher Fälschungen, bei einigen kamen die Forscher bisher zu keinem einmütigen Ergebnis, bei etwa 20 der Fragmente– einem knappen Viertel – gibt es keine Hinweise daraus, dass sie gefälscht sind. Diese, sehr wahrscheinlich echten, konnten großteils als Teil bereits bekannter Manuskripte identifiziert werden, aufgrund der materiellen Beschaffenheit und der Handschrift. Bei den meisten von diesen konnte außerdem geklärt werden, wer sie in den vergangen Jahrzehnten besessen hat und wie sie auf den Markt gekommen sind. Leider feh­ len Hinweise darauf, wo und mit welchen andern Fun­ den zusammen sie entdeckt wurden. Es ist erfreulich, dass im- merhin diese Fragmente winz ige Mosa iks te ine zu unserem Wissen über die Bibel und über die damali­ ge Zeit beitragen. Es ist aber Besorgni s erregend, dass überhaupt Fä l s chungen produziert werden können, die nicht einfach, vielleicht gar nicht, als solche erkannt werden. Der Kreis der Per­ sonen mi t ent sprechen­ den Kenntnissen auf allen Feldern der Handschriften­ kunde (Material, Schrift­ arten, Inhalt) ist überschau­ bar. Ob wir jemals erfah­ ren werden, wer von den Kollegen dazu im Stande ist? IM LAND DES HERRN Höhlen in der Judäischen Wüste (Wadi Chariton).  © Oscar M. Marzo ofm

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=