Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2
2/2021 33 „Richtet in euren Stadttoren.“ Das ist im heb räischen Bibeltext und in den bekannten grie chischen Übersetzungen gleich. Auf einem Fragment heißt es dagegen: „Richtet auf euren Plätzen.“ Innerhalb der Städte der alttestament lichen Zeit gab es keine öffentlichen Plätze, sie waren an den Stadttoren. Dort wurde auch Gericht gehalten. Unter griechischem und römi schem Einfluss hat sich das geändert. In den Jahrhunderten um die Zeitenwende hatten die Städte Plätze, „Foren“ genannt. Jetzt wurde dort gerichtet. Der Abschreiber des Bibeltextes hat ihn also den Verhältnissen seiner Zeit angepasst, damit er für die Leser verständlich blieb. Br. Petrus: Ist es nicht eigenartig, dass Juden einen Bibeltext in griechischer Übersetzung benutzten? P. Gregor: Ja und nein. Im Gottesdienst haben Juden, damals wie heute, den Bibeltext auf Heb räisch gelesen. In jener Zeit wurde das Hebräi sche als Umgangssprache auch bei den Juden immer mehr von anderen Sprachen verdrängt, darunter Griechisch. Offenbar war es für man che einfacher, die Bibel auf Griechisch zu lesen. Br. Petrus: Ist eigentlich mit weiteren Hand schr i f tenfunden in der Wüs te oder gar in Qumran zu rechnen? P. Gregor: Bis vor wenigen Monaten hätte ich die se Frage verneint. Mir schien es höchstens mög lich, dass in Höhlen, die verschüttet wurden und die man durch Zufall wiederfindet, noch Schät ze schlummern. Der neue Fund wirft ein neues Licht darauf. Seit den 1950er-Jahren wurden, auf beiden Seiten der damaligen jordanisch- Qumran, Felsvorsprung mit Höhlen. © Petrus Schüler Fragmente Fragmente
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