Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

IM LAND DES HERRN 6 2/2021 Bemerkenswert ist in der Kapelle bzw. Moschee ein kleines Felsstück mit den angeblichen Fuß­ abdrücken, die Jesus bei seiner Himmelfahrt hinterlassen hat. Viele mittelalterliche Bilder der Himmelfahrt Christi zeigen, wie Jesus in den Himmel entschwebt , während auf dem Boden seine Fußsohlen eingedrückt sind. Übri­ gens sollen die Muslime im Mittelalter den linken Fußabdruck in die Al-Aqsa-Moschee gebracht haben. Der Bischof Arculf berichtet um 670 n. Chr., dass die Pilger Staub von den Fuß­ spuren zur Erinnerung nahmen, ohne dass der heilige Staub weniger wurde. Ebenso konnte man im 17. und 18. Jahrhundert Holzschnitte oder Kupferstiche mit der Fußspur Jesu in Ori­ ginalgröße als Pilgerandenken erwerben. Bruder Joseph berichtet weiter, dass nach den abendlichen Prozessionen die Franziskaner die umliegenden Heiligen Orte besuchten, etwa die Stelle „Viri Galilaei“, an der zwei Engel den stau­ nenden Aposteln sagten: „Ihr Männer von Gali­ läa, was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ (Apg 1,10–11). Südwestlich der Himmelfahrtskapelle befindet sich die Grotte der Heiligen Pelagia, die angeb­ lich um 280 gestorben ist. Ihr Gedenktag ist der 8. Oktober. Pelagia soll eine Tänzerin, Schauspie­ lerin und Dirne in Antiochia gewesen sein, die sich nach ihrer Bekehrung in Jerusalem nieder­ ließ. In einer Grotte auf dem Ölberg führte sie als Mann verkleidet – sie nannte sich Pelagius – ein strenges Büßerleben. Nach islamischer Überlie­ ferung wird jedoch hier die muslimische Mysti­ kerin Rabia al-Adawije, die im 7 Jahrhundert gelebt haben soll, verehrt. Die Juden dagegen glauben, hier sei das Grab der Prophetin Hulda (640–609 v. Chr., vergleiche 2 Kön 22,14–20). Bruder Joseph Schwaiberger berichtet über die Feiern der Franziskaner zu Christi-Himmelfahrt folgendermaßen (Seiten 453 bis 456): „Es ist allen Christen genugsam bekannt, mit welcher Andacht und geistlicher Verrichtung das Hochheilige Fest der wunderbarlichen Himmel­ fahrt Christi in der ganzen Christenheit gehal­ ten wird. Wie aber und auf welche Weise es auch zu Jerusalem und besonders an dem Ölberg begangen wird, an dem Ort, wo Unser Heiland gen Himmel gefahren ist, dazu will ich hier zu einem Gedächtnis eine kleine Anmerkung bei­ setzen, indem zu diesem Fest viele Franziska­ ner zusammenkommen in das Kloster Salvator, nämlich von Sankt Johannes, von Bethlehem und aus dem Heiligen Grab, wie auch eifrige Pil­ grame und auch fremde Franziskaner, die über das Meer dahin kommen. Diese aber begeben Ansicht des Ölberges, aus: „Peregrinus Affectuose per Terram Sanctam“, 1713, Klosterbibliothek St. Anna München A – Ort der Himmelfahrt Christi B – Grotte der Pelagia ©Petrus Schüler

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