Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

IM LAND DES HERRN 8 2/2021 Ort und um die Kapelle herum, alsdann wieder in die Kapelle hinein, allwo die Litanei mit vielen Orationen beschlossen wird. Darauf besuchet man die umliegenden Orte, wo der Engel den Jüngern erschienen ist nach der Auffahrt Christi und zu ihnen gesprochen hat: ‚Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr hier und sehet an den Himmel?‘ Von welchem in den Geschichten der Apostel an 1. (Apg 1,11) zu lesen ist. Und dieser Ort wird auf den heutigen Tag genennet ‚der Ort der Galiläer‘ (‚Viri Galilaei‘). Auch besucht man das Gewölbe, worin zwölf Gewölbe und auf einer jeden Seite sechs sind. An diesem Ort sollen die zwölf Apostel den Glauben gemacht haben. Dieser Ort und Gruft ist unter der Erde, und man muss durch ein kleines Tür­ lein hinein und hinab schlüpfen. Noch viel tiefer sind unter der Erde die Gräber der Propheten, zu welchen man mit höchster Mühe hinaufkrie­ chen muss. Neben andern Orten wird auch besucht der Ort, allwo Maria gewesen, als ihr der Engel Gabriel einen Palmzweig gebracht mit Verkündigung, dass das Ende ihres Allerheiligsten Lebens her­ bei nahete. Auch wird allda gezeigt der Ort, all­ wo die Heilige Pelagia viele Jahre ein strenges Leben geführet und ihre Sünden beweinet hat. An diesen Ort haben die Türken eine Moschee dahin gebauet, um die Christen abzuschrecken vom einem solchen christlichen Leben, und dass es keinem Christen nit nur allein nit erlaubt ist, an diesen Ort zu gehen wegen der Türken Hass, sondern auch wenn man nur derzeit zu nahe hinzu gehet, ergrimmen sie und lassen zornige Gebärden sehen.“ Blick vom Ölberg auf das Umland Vom Ölberg aus hat man nicht nur einen groß­ artigen Blick hinunter auf die Stadt Jerusalem, sondern auch über das weite Umland. Der in Freising geborene Maler und Volksliedsamm­ ler Ulrich Halbreiter (1812–1877), unternahm 1843/1844 eine Orientreise. Als er sich in Jeru­ salem von April bis Juni 1844 aufhielt, skizzierte er vom Ölberg aus vier Wochen lang täglich die einzelnen Gebäude der Heiligen Stadt und die Landschaft, um dann in München ein riesiges Panorama von Jerusalem mit Hilfe der Künst­ lerkollegen August Löffler, Ferdinand Piloty und Theodor Horschelt zu malen. Dieses rund zehn Meter lange Prachtwerk wurde im Rahmen einer Wanderausstellung in München, Wien, Ber­ lin, Breslau und Mannheim mit großem Erfolg gezeigt, bis es im Vatikan irgendwo verschwun­ den ist. Doch gibt es davon noch eine verklei­ nerte Nachbildung und mehrere Abbildungen in Büchern über das Heilige Land aus dem 19. Jahrhundert. Die Skizzenbücher von Ulrich Halbreiters Orientreise befinden sich im Besitz Eingang zum Gelände „Viri Galilaei“, heute eine der Residenzen des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem.  © Petrus Schüler

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