Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

3/2021 11 des Dragomans, der nur noch an einem einzi- gen Ort, der Grabeskirche, anzutreffen ist, in der der Status Quo aus dem 19. Jahrhundert immer noch den Tagesablauf bestimmt. EinVertragsmuster aus dem Pilger- führer von Fr. Liévin de Hamme In seinem Pilgerführer Das Heilige Land und seine Heiligthümer bietet Br. Liévin ein Vertrags- formular mit 16 Paragrafen. Der Vertrag schreibt vor, dass der Dragoman für die Dienerschaft sowie die Reit- und Maultiere zu sorgen hat (§ 2). In § 3 werden alle Gegenstände aufgezählt, die der Dragoman für die Reise besorgen muss und er gibt sogar die Speisen für die verschiede- nen Mahlzeiten an: „Das erste Frühstück: Kaffee (oder Thee) mit Milch, wenn möglich frische, weiche Eier (oder ein Omelette, oder eine warme Fleischspeise, Butter, Honig und Brod.“ Für die anderen beiden Mahlzeiten ist der Vertrag auch sehr genau. Dann werden die Kosten aufgelistet, die vom Dragoman bzw. von den Pilgern zu tra- gen sind, insbesondere wenn Letztere die ver- einbarte Route nachträglich ändern. In § 9 wer- den die einzelnen Etappen beschrieben. Wenn die Reise vorzeitig abgebrochen wird, steht dem Dragoman eine Entschädigung zu (§ 10); wenn beide Parteien sich nicht einigen können, obliegt es dem Konsul, nach einer Lösung zu suchen. Die restlichen Paragraphen legen den Reiseab- lauf und die Bezahlung, Vorschüsse und Haupt­ summe, fest. Der heutige Dragoman alsWächter über das Erbe Jeries Majlaton, der Dragoman der Franziskaner in der Grabeskirche, spielt eine wesentliche Rolle, damit der Status Quo gut funktioniert. „Jeries’ Rolle ist sehr wichtig und ich will, dass das bekannt ist.“ Pater Athanasius, der Verantwortliche für den Status Quo in der Kustodie des Heiligen Landes, ist voll des Lobes für den Dragoman der Fran- ziskaner. Mit nur 40 Jahren hat Jeries Majlaton diese jahrhundertealte Stelle seit mehr als zehn Jahren inne. „2001 habe ich mit dieser Arbeit angefangen, ich bin den Priestern in der Sakris- tei behilflich gewesen. Als der frühere Dragoman in den Ruhestand getreten ist, bin ich an seine Stelle gerückt“, erklärt er. So arbeitet er Vollzeit in der Grabeskirche. Die Funktion ist die gleiche geblieben, auch wenn bestimmte Zuständigkei- ten sich etwas verändert haben. Wie die Dragomane aus früheren Zeiten ist Jeries ein Verhandler. „Meine Hauptaufgabe als Drago- man ist es, dafür zu sorgen, dass der Status Quo in der Grabeskirche eingehalten wird“, erklärt er. Pater Athanasius fügt hinzu: „Er verteidigt unse- re Rechte wie ein Anwalt. Ich bin der Meinung, er arbeitet sehr gut, da die vom Status Quo betroffe- nen Heiligen Stätten sehr schwer zu verteidigen Jiries Majlaton, Dragoman der Franziskaner in der Grabeskirche.  © Custodia Dragoman Dragoman

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