Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

22 3/2021 ie Situation in Syrien ist in den letzten Monaten völlig aus den Medien verschwun- den; nicht etwa, weil eine Besserung ein- getreten wäre. Es liegt daran, dass alles im Land stagniert und natürlich andere Meldungen die Medien beherrschen, darunter auch die Lage im Nachbarland Libanon. Bei meinem letzten Besuch dort wurde ich von den Mitbrüdern in Beirut abgeholt und bevor wir über das Libanon-Gebirge nach Damaskus fuhren, stand ein Besuch in einer Tankstelle an: nicht nur der Tank des Autos wur- de gefüllt, auch alle verfügbaren Kanister, Fla- schen und sonstige Behälter wurden mit Benzin gefüllt – denn Treibstoff ist rar, verursacht durch die amerikanisch-europäische Blockadepolitik. Nun hat sich in kurzer Zeit die Situation geändert: der einstige Stabilitätsfaktor Libanon ist buch- stäblich zu einem „Brandherd“ geworden und die Libanesen versuchen nach Syrien zu kommen, um dort Benzin zu kaufen. Auf dem „freien Markt“ in Syrien kostet der Liter Benzin zur Zeit einen Dol- lar: das ist für die dortigen Menschen eine gewalti- ge Summe. Ein kleiner Hoffnungsschimmer deu- tet sich im Libanon an, denn seit zwei Jahren gibt es nun wieder eine funktionierende Regierung. Die Franziskaner in den beiden Ländern sind nicht untätig, in allen Konventen wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, die Not zu lindern. In der Hafenstadt Latakia befin- det sich ein Konvent, der sich besonders der zahlreichen Binnenflüchtlinge annimmt: beson- ders aus den Landesteilen, die in den Händen der Aufständischen sind, kamen viele Flüchtlin- ge in die Stadt. Auch hier stehen die Verteilung von Lebensmitteln, die Schul- und Studienhil- fen, die soziale Integration im Vordergrund. War die lateinische Pfarrei bis vor wenigen Jahren noch relativ klein, entstand durch die innersyri- sche Flüchtlingsbewegung (zuerst ab dem Jahre 2012, dann 2015 und 2021) eine „Riesen-Pfarrei“, weil sich die Menschen hier natürlich sicherer fühlen. Nun berichten unsere Mitbrüder, dass gerade in den letzten Wochen eine Flüchtlings- bewegung aus der Pfarrei eingesetzt hat; viele Pfarrangehörige, denen es gelingt, das Land zu verlassen, tun das in Richtung Europa, aber auch in den Irak – um von dort weiter zu kommen. Die Kommissariate von Wien und München konnten in Latakia bei einem ganz konkreten Projekt helfen: das Einrichten einer Schneiderei Nachrichten aus Syrien und dem Libanon Petrus Schüler OFM D Franziskaner beim „Auftanken“ im Libanon. © Petrus Schüler

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=