Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

3/2021 23 in den Räumen der Pfarrei für verwitwete und alleinstehende Frauen. Zwölf Arbeitsplätze, damit zwölf Nähmaschinen und zwölf Frauen die damit wieder in ein selbstbestimmtes Leben mit einem gewissen Einkommen kommen. Momentan arbei- ten diese Frauen noch an Kleidungsstücken für Kinder, denen der Krieg Eltern und Angehöri- ge genommen hat. Später soll auch Kleidung für den Verkauf gefertigt werden, denn durch die von außen erzwungene Isolation des Landes kommen immer weniger Konsumgüter nach Syrien. Auf dem unten angefügten Foto sehen Sie eine junge Frau, Hind F. Sabbagh und stellvertretend soll ihre Geschichte erzählt werden: Hind stammt aus Al Qunnieh, einem kleinen, friedlichen Dorf unweit von Idlib – diese Enkla- ve wird von den Rebellen kontrolliert. Es war im Jahre 2013, Hind war 13 Jahre alt und spiel- te mit Freunden und Cousinen vor dem Wohn- haus. Täglich waren die Kinder der Nachbarschaft draußen, rannten durch die Büsche, zwischen den Bäumen – eine scheinbar unbeschwerte Kindheit. An besagtem Frühlingsmorgen im Jahr 2013 wurde Hind von einem Munitionsfragment getroffen und verlor ihr rechtes Auge. Durch die einrückenden Aufständischen wurde ihre Fami- lie gezwungen, ihr Haus, ihre Heimat zu verlas- sen: Damit verlor Hind auch ihre Freunde und die unbeschwerte Kindheit endete abrupt. Von nun an lebte die ganze Familie in einem kleinen, gemieteten Raum in Latakia – nicht die bes- ten Bedingungen für ein junges Mädchen. Dazu kommt, dass die Eltern ebenso an der Situation leiden: die Mutter gebrochen und zur Schwer- mut neigend, der Vater krank und nicht in der Lage, für die Familie zu sorgen. Hind versuchte aus diesem engen Gefängnis zu entkommen und suchte Arbeit in verschiedenen Geschäften, wur- de jedoch immer wieder weggeschickt aufgrund ihres schlechten Sehvermögens. Ihr Leben änderte sich, als die Franziskaner sie fragten, ob sie nicht zu einer Gruppe vonWitwen und alleinstehenden Frauen kommen möchte, alle vertrieben und allein und verantwortlich für die Familien. Anfangs war Hind sehr scheu und ablehnend – mit der Zeit aber wurde sie durch die Hilfe der Franziskaner und durch die Arbeit in der Schneiderei offener und zugänglicher und mittlerweile ist sie eine junge, fleißige Schneide- rin geworden. In hellen, klimatisierten Räumen können die Frauen in Latakia sich selbst und anderen helfen. Wir danken an dieser Stelle allen unseren Spen- dern und Wohltätern! Dass hier wieder zwölf Frauen neuen Lebensmut schöpfen können, haben wir Ihnen zu verdanken. Hind in der neuen Schneiderei.  © Fadi Azzar Eingang der Pfarrkirche Latakia.  © Custodia Neuigkeiten Neuigkeiten

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