Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

3/2021 25 mit einer grünen kiswa , einem mit Koranversen verzierten Tuch. Das von einem Holzgitter umge- bene Kenotaph ist von einer Halbkuppel über- dacht, welche sich auf vier gebrochene Bögen stützt. Der Komplex Von allen vier Seiten geschlossen hat der Kom- plex eine Gesamtfläche von 5.000 m². Sein Grundriss ist fast quadratisch. Die Nordmauer misst 74 m, die Westmauer ca. 70 m, die Ost­ mauer 68 m und die kürzeste, die Südmauer, ist ca. 55 m lang. Er besitzt fünf Eingänge, der Haupteingang ist das an der Südseite der West- mauer gelegene Westtor. Die Anlage besteht aus Kalkblöcken, von denen nur die oberen Reihen würfelförmig und regelmäßig behauen wurden. Finanzierung Der ganze Komplex ist ein waqf . Dieser darf nicht veräußert werden und wird seit der Gründung von Stiftungen finanziert, die auf ewig zu from- men Zwecken angelegt sind. Nabi Musa war früher der reichste unter den waqf . Er sollte Besucher umsonst beherbergen und verköstigen. Ungefähr 50 Personen bezogen ihren Lebensunterhalt von der Stiftung, darunter der Scheich der Scheichs, der Schreiber, der Diener, der Wächter, der Pfört- ner, der Muezzin, der Fackelträger, der Moschee- kehrer, der Koranvorbeter usw. Politische Vereinnahmung War die Wallfahrt in der Zwischenzeit in Ver- gessenheit geraten? Belegt ist jedenfalls, dass 1820 die Osmanen, die gerade mit der Restau- rierung der Anlage fertig waren, zum ersten Mal eine Prozession organisierten, die sie an den Tag des orthodoxen Osterfestes koppelten. Sie nann- ten sie Mawsin Nabi Musa , Fest des Propheten Moses. Drei Tage lang kamen Tausende Pilger, um am Grab des Propheten zu beten. Auftakt des Festes war eine Prozession, die sie zu Fuß von Jerusa- lem dorthin führte. „In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichteten christliche Autoren über dieses Ereignis. Die erste genaue Beschreibung geht auf das Jahr 1852 zurück. Die Prozessionen, die in Jerusalem stattfanden, waren für westliche Pilger ein faszinierendes Schauspiel. Einige von ihnen erinnerte die laut jubelnde Menge an den trium- phalen Einzug Jesu in Jerusalem und an bibli- Nabi Musa Nabi Musa Das „Scheingrab“ des Moses.  © Fotoarchiv CTS Eröffnung der jährlichen Festwoche. © Fotoarchiv CTS

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=