Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2
3/2021 31 ls „lateinische Kirche“ bezeichnet man die Kirche, die ihren Gottesdienst im „latei- nischen“, d. h. römischen Ritus feiert, also die katholische Kirche Westeuropas und die Kirchen, die von dort geprägt sind. Im Heiligen Land ist diese Bezeichnung weiterhin üblich, auch wenn dort, wie in den meisten anderen Ländern, die Gottesdienste häufig nicht mehr in lateinischer Sprache gefeiert werden. Die im deutschen Sprachraum üblichere Bezeichnung ist „römisch-katholische Kirche“. Mit der Ankunft der Kreuzfahrer wurde das Pat- riarchat von Jerusalem eine lateinische Domä- ne. Die lateinische Liturgie wurde die tonan- gebende, ohne dass die anderen ausgeschlossen worden wären. Der Einfluss der Lateiner redu- zierte sich nach der Niederlage der Kreuzfahrer 1187 wieder drastisch. Als der lateinische Pat- riarch nach Tyrus und dann nach Akko auswich, bekam Jerusalem wieder einen griechischen Patriarchen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert über- nahmen die Franziskaner oder, wie sie sich nach dem Willen ihres Gründers, des hl. Franziskus von Assisi (1182–1226), eigentlich nennen, die Minderen Brüder (daher die Ordensabkürzung OFM, Ordo Fratrum Minorum ), den Dienst am Heiligen Grab und blieben seitdem die Hüter (Kustoden) der heiligen Stätten seitens der latei- nischen Kirche. Im Heiligen Land ist bis heute auch die volkstümliche italienische Bezeichnung Frati della Corda , „Brüder vom Strick“, üblich – aufgrund des Stricks, den sie statt eines Gürtels um ihr braunes Ordensgewand tragen. Die Lateinische Kirche im Heiligen Land Heinrich Fürst /Gregor Geiger A Medaille zum Jubiläum der Kustodie des Heiligen Landes im Jahre 2017; auf der Vorderseite eine Darstellung der ersten Franziskaner aus der Schiffsreise, in der Mitte der Hl. Franziskus. Die Rückseite zeigt das Siegel der Kustodie, dargestellt sind die Fußwaschung im Abendmahlssaal und das Pfingstereignis. © Petrus Schüler
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