Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2
IM LAND DES HERRN 32 3/2021 Der Titel Kustos stammt ursprünglich aus der internen Gliederung des Franziskanerordens. Dieser wurde schon zu Lebzeiten des hl. Franzis- kus in Provinzen aufgegliedert, denen jeweils ein Provinzialminister vorsteht – Minister bedeu- tet ja eigentlich „Diener“ (!). Größere Provinzen können noch einmal in Kustodien unterteilt sein, denen ein Kustos (Hüter) vorsteht. So sind z. B. die Franziskaner in der Schweiz eine Kusto- die der Österreichischen Franziskanerprovinz. Die Mutterprovinz der „Kustodie des Heiligen Landes“, die Provinz Oltre Mare , „Jenseits des Meeres“, hat mit dem Fall Zyperns an das Osma- nische Reich (1571) zu existieren aufgehört. Die Kustodie des Heiligen Landes blieb daraufhin direkt der Leitung des Gesamtordens unter- stellt. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte ent wickelte sie sich zur selbstständigen Ordenspro- vinz, die aber den Titel Kustodie beibehielt, da er den Hauptauftrag der Franziskaner als Hüter der heiligen Stätten ausgezeichnet beschreibt. Richtungsweisend für die Tätigkeit der Franzis- kaner im Heiligen Land und ihr Wirken unter Gläubigen anderer Religionen wurde (und ist bis heute) die Begegnung zwischen ihrem Gründer und dem Sultan Malek al-Kamil im Jahr 1219, während des Fünften Kreuzzugs, in Damiette (Ägypten). Jakob von Vitry, Bischof von Akko und Augenzeuge der Belagerung von Damiette durch die Kreuzfahrer, berichtet darüber in einem Brief an Papst Honorius III.: Ihr Meister, der die- sen Orden gegründet hat (Franz von Assisi), war damals zu unserem Heer gestoßen. In seinem Eifer für den Glauben ließ er sich nicht davon abhalten, in das Heer unserer Feinde hinüberzu- gehen. Obwohl er den Sarazenen während meh- reren Tagen das Wort Gottes predigte, richtete er nur wenig aus. Doch der Sultan, der König von Blick vom St.-Salvator-Kirchturm auf den Komplex des Lateinischen Patriarchates; gut erkennbar die kreuzförmige Konkathedrale. © Petrus Schüler
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=