Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

IM LAND DES HERRN 34 3/2021 Preußen (Lutheraner) übereingekommen, in Jerusalem ein gemeinsames Erzbistum einzu- richten. Auch politische Motive dürften eine Rol- le gespielt haben. Frankreich erhoffte sich auf diesemWege stärkeren Einfluss auf die katholi- sche Kirche des Heiligen Landes, sozusagen als Gegengewicht zu den italienisch und spanisch geprägten Franziskanern. 1987 wurde mit dem aus Nazaret stammenden Michel Sabbah erstmals in der Neuzeit ein ein- heimischer Christ lateinischer Patriarch von Jerusalem. Seit 2008 war Fuad Twal lateinischer Patriarch von Jerusalem, auch er stammt aus der Diözese (aus Madaba/Jordanien). Ihm folg- te im Jahre 2020 der Franziskaner Pierbattista Pizzaballa (geboren 1965), der vorher zwölf Jahre das Amt des Kustos bekleidete. Die insgesamt rund 77.000 einheimischen römi- schen Katholiken verteilen sich auf gut 70 Pfar- reien (in Palästina: 15; in Israel: 15 arabisch-, 5 hebräisch- und 2 russischsprachige; in Jeru- salem: eine arabisch- und eine hebräischspra- chige; in Jordanien: 32; auf Zypern: 4). Zu diesen einheimischen Christen kommt eine stattliche Anzahl von ausländischen Katholiken hinzu, die meist als Gastarbeiter im Land leben, teils auch als Flüchtlinge. Da deren Religionszugehörigkeit nicht registriert ist, sind genaue Zahlen nicht zu ermitteln. Möglicherweise erreicht ihre Zahl bald die der einheimischen Katholiken. Sie stammen zum großen Teil von den Philip- pinen (über 40.000), aus Indien und Sri Lanka, aus Lateinamerika und aus einigen afrikanischen Ländern. Vor allem im Großraum Tel Aviv bil- den sie einige große und lebendige Gemeinden. Die Zahl der zumWeltklerus zählenden Priester beträgt etwa 90. Ferner sind ungefähr 30 Män- ner- und 75 Frauenorden in der Diözese tätig (mit ca. 550 Brüdern und knapp 1100 Schwes- tern). Die Kirche bei der Residenz des lateini- schen Patriarchen beim Jaffator ist die „Kon- kathedrale“; die Basilika des Heiligen Grabes ist seine eigentliche Kathedrale, die er aber mit den anderen Kirchen teilt und in der er keine ande- ren Rechte hat als die, welche die Franziskaner im Rahmen des Status quo dort haben. Pfingsten „coronamäßig“ im Abendmahlssaal, der Mihrab (islamische Gebetsnische) wird durch das Siegel der Kustodie verdeckt.  © Kustodie

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=