Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2
8 3/2021 ls diplomatisch versierter Dolmetscher und Pilgerführer kommt die Figur des Dragomans sowohl in den Reiseberichten als auch in den Handelsabkommen des zweiten Jahrtausends vor. Von den Kreuzzügen bis zum vergangenen Jahrhundert fungierte der Drago- man als Mittler zwischen Orient und Okzident. Heutzutage ist dieser Beruf fast ver- schwunden und weitgehend unbe- kannt. „Am 4. Oktober um Mitternacht ver- ließen wir Rama […] Unsere Gruppe bestand aus dem arabischen Stam- mesführer, dem Dragoman aus Jeru- salem, meinen beiden Dienern und dem Beduinen aus Jaffa, der den Esel mit dem Gepäck führte.“ Als der Schriftsteller François-René de Cha- teaubriand im 19. Jahrhundert das Heilige Land besuchte, musste er auf die Hilfe eines Dragomans zurück- greifen. Der Dragoman (arabisch turdschuman ) war ein mehrsprachi- ger Einheimischer, der im Nahen Osten die Besucher von ihrer Ankunft in Akko, Jaffa oder Gaza bis zu ihrer Wiedereinschiffung begleitete. In seinem Buch Das Heilige Land und seine Heiligthümer . Ein Pilgerführer (Erstveröffentlichung 1887) gibt der Franziskaner Liévin de Hamme den Pilgern folgenden Rat: „Es empfiehlt sich für den Orientreisenden, mit einer einzigen Person über den Gesammtpreis übereinzukommen, um welchen diese als Dol- metsch und Führer zu dienen hat und zugleich für die Herbeischaffung der Reiseausrüstung, Reitthiere, Verköstigung und Beherbergung auf eigene Kosten zu sorgen hat.“ Dieser Mann ist der Dragoman. Das Dragomanat entstand beim Der Dragoman: Mittler zwischen Orient und Okzident Paul Turban A Ein Dragoman vor ca. 120 Jahren. © Custodia
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