Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4
IM LAND DES HERRN 10 4/2021 noch älter sein!“ Er begann, in Bibliotheken und im Internet nach Informationen zu suchen – ver- geblich. Er war irritiert: „Wieso hat sich niemand dafür interessiert? Diese Orgel füllt eine histori- sche und wissenschaftliche Lücke von mehreren Jahrhunderten. Das ist überwältigend!“ Den Klang wiederbeleben Wenn jemand dazu forschen soll, dann er. Er setzt sich mit dem Terra Sancta Museum in Ver- bindung, in dem sich die Orgel und das Carillon befinden. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Das Museum soll erweitert und seine Sammlung besser zur Geltung gebracht werden. Eine Zusammenarbeit mit David Catalunya ist ein Geschenk des Himmels. „Unser Ziel ist es, diese Orgel besser kennenzulernen, damit wir sie im Museum ausstellen und zu einem besseren Verständnis mittelalterlicher Musik beitragen können“, erklärt Pater Stéphane Milovitch OFM, Vize-Direktor des Wissenschaftlichen Ausschus- ses des Museums, der sich sofort der Bedeutung dieser Vorgehensweise bewusst ist. Die Hauptlinien dieses ehrgeizigen Projekts neh- men beim Forscher schnell Konturen an. „Was uns vorschwebt, wäre ein Faksimile der Orgel samt Carillon zu bauen, um die Klänge, die sie früher in der Geburtskirche ertönen ließen, wiederzube- leben.“ Forschung und Nachbildung dürften fünf Jahre in Anspruch nehmen. Nach einer zweistün- digen Online-Besprechung, bei der der Musik- wissenschaftlicher „die Offenheit und Begeiste- rung“ seiner Zuhörerschaft wahrnimmt, wird er nach Jerusalem eingeladen. Einen Tag später werden die Grenzen wegen der Coronapandemie geschlossen und alle Projekte aufs Eis gelegt. Die vergangenen beiden Jahre waren dennoch nicht vergebens. David Catalunya nutzte die Zeit, um weiter zu forschen, sein Wissen zu vertiefen und mit den paar Bildern, die er von den Fran- ziskanern bekam, Hypothesen aufzustellen. Vor allem gelang es ihm, ein Dutzend Experten zu gewinnen, um anlässlich einer nächsten Reise ins Heilige Land das Instrument genau zu unter- suchen: Sie sind auf Orgeln oder Metallkunde oder auch mittelalterliche Musik spezialisiert. Mit ihrem gebündelten Wissen soll das Instru- ment besser verstanden werden. Dann folgen eine detaillierte Analyse, eine 3D-Reproduktion und eine originalgetreue Nachbildung. Der Musikologe, der im Alter von 40 Jahren bald ein neues Kapitel seiner Lebensgeschichte schrei- ben wird, weiß, dass „ein solches Abenteuer ein ganzes Leben ändern kann“. Zurzeit befindet sich das Projekt noch in der Vorbereitungsphase. Bei den nächsten Schritten wird es darum gehen, die fehlenden finanziellen Mittel aufzubringen, im Archiv der Kustodie weiter zu forschen, die Reise der Expertengruppe nach Jerusalem zu ermögli- chen und von Großbritannien nach Deutschland umzuziehen. David Catalunya kommt an die Uni- versität Würzburg zurück, an der er promoviert hat und die ihn bei seinem Abenteuer unterstützt. Wink des Schicksals oder Zufall? In den Jahren 1160 verlässt der Kleriker Johannes vonWürzburg seine Stadt und reist in das Heilige Land. In einem Werk mit dem Titel Descriptio terrae sanctae beschreibt er seine Pilgerfahrt durch das König- reich und seinen Besuch der Heiligen Stätten – samt der Geburtskirche. Aus: „Terre sainte“ Nr. 676, die Übersetzung besorgte Frau Rose-Marie Eisenkolb In der nächs ten Ausgabe unserer Zeitschrift wird ein weiterer Artikel zum The- ma des „Betlehem-Schatzes“ erscheinen. Catalunya beim Arbeiten an den Glocken. © Terre sainte Bimestriel de laCustodie de Terre Sainte fondé en 1921 - ISSN 0040-3873 ARCHÉOLOGIE p. 22 HIPPOS-SUSSITA LAVILLEPAÏENNE QUIVARAVIR LESPÈLERINS L’aimer et la faire aimer 6.50 euros Novembre Décembre 2021 Revue fondée en 1921 #676 PÈLERINS&PÉLÉS p. 21 LAVIADOLOROSA SEREFAITUNEBEAUTÉ 19 21 • 20 21 TERRE sainte magazine DÉCOUVERTE L’ORGUE DE LA NATIVITÉ SORT DU SILENCE APRÈS 800 ANS p. 30
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