Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4
IM LAND DES HERRN 12 4/2021 vor der Stadt sein Lager auf. Das Grundstück, auf dem er sein Zelt aufspannte, erwarb er von den Söhnen Hamors, des Vaters von Sichem, für hundert Kesita. Dort errichtete er einen Altar und nannte ihn: Gott, der Gott Israels (Gen 33,18–20). Damit wird Jakob in Sichem ähnlich wie Abra- ham in Hebron erstmals Grundeigentümer und sesshaft. Dass es dabei nicht immer ganz hasen- rein zuging, zeigt die wenig erbauliche Geschich- te von der gewalttätigen Rache der Jakobssöhne an den Einwohnern von Sichem (Gen 34); ihr Betrug passt genau zu dem Betrug ihres Vaters wegen des Erstgeburtsrechtes des Esau (Gen 27). Aber es bleibt Gott, der die Geschicke der Pat- riarchen lenkt und ihnen zu dem Land verhilft, das er ihnen zugedacht hat. Die Bibel fährt fort: Gott erschien Jakob noch einmal nach seiner Rückkehr aus Paddan-Aram und segnete ihn. Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob. Dein Name soll jedoch nicht mehr Jakob lauten, son- dern Israel soll dein Name sein. Er gab ihm also den Namen Israel. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige. Sei fruchtbar und ver- mehre dich! Ein Volk, eine Schar von Völkern soll aus dir hervorgehen, Könige sollen deinen Lenden entstammen. Das Land, das ich Abra- ham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben und auch deinen Nachkommen will ich es geben. Dann fuhr Gott von dem Ort, an dem er mit ihm geredet hatte, zum Himmel auf (Gen 35,9–13). Durch die Gleichsetzung von Jakob mit Israel werden die Jakobssöhne zu Söhnen Israels oder Israeliten. Die Geschichte der Patriarchen ist trotz vieler persönlicher Einzelheiten nicht Pri- vatgeschichte, sondern wesentlich Stammesge- schichte. Durch den Willen und den Segen Got- tes werden die Israeliten zu Besitzern des Gelob- ten Landes. Die Landnahme der Israeliten geschah in Sama- rien wohl zu einem guten Teil im 14. und 13. Jh. v. Chr. durch Infiltration von halbnomadischen Stämmen aus Transjordanien mit unterschied- lichen Traditionen. Streitigkeiten mit der ange- stammten Bevölkerung des Landes und seiner Städte wird es auch gegeben haben, doch es fällt auf, dass die Bibel von keiner Eroberung Sichems durch Josua berichtet. Die Stadt wurde wie selbstverständlich erstes Zentrum der israeliti- schen Stämme, bei dem Josua den sogenannten Landtag von Sichem durchführte (Jos 24,1–28). Mit der Einigkeit der Stämme war es aber nicht weit her, wie das Buch der Richter deutlich macht, indem es resignierend feststellt: Labaneh, Frischkäse in Olivenöl eingelegt, auf dem Markt in Nablus. © Petrus Schüler Oliven und Zatar, von Palästinensern täglich gegessen. © Petrus Schüler
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