Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4

IM LAND DES HERRN 16 4/2021 Reste der Tempelanlage mit Kultstele, gut sichtbar die Lage zwischen Berg Garizim und Berg Ebal. © Petrus Schüler unternommen und 1926/27 weitergeführt; seine Unterlagen gingen aber bei der Bombardierung von Berlin im Zweiten Weltkrieg vor der Ver- öffentlichung zugrunde. Ab 1956 nahmen sich amerikanische, deutsche und israelische Teams der Erforschung des geschichtsträchtigen Ortes an. 2011 wurden die Ausgrabungen von einer holländisch-palästinensischen Forschergruppe wieder aufgenommen. Inzwischen sind das moderne Nablus und das Flüchtlingslager Balata , das den Namen des Tells trägt, um den Ruinenhügel herum zusammenge- wachsen. Beeindruckend ist eine Zyklopenmauer der Mitt- leren Bronzezeit (17.–15. Jh. v. Chr.). Nirgends im Land findet sich eine ähnlich gut erhaltene Stadtmauer in diesen Ausmaßen; auf ca. 100 m Länge ist die aus enormen unbehauenen Steinen errichtete Mauer, die zum Teil bis zu einer Höhe von 10 m erhalten ist, freigelegt. Eine interes- sante dreifache Toranlage unterbricht sie. Diese Ruinen gehören zur sogenannten Hyksoszeit, als Ägypten von Fremdherrschern kontrolliert wurde. Gegen Ende dieser Zeit erstarkte das pha- raonische Ägypten wieder und erweiterte sei- nen Einfluss bis nach Kanaan. Briefe des Königs von Sichem im Amarna-Archiv (Ägypten, 14. Jh. v. Chr.) legen Zeugnis davon ab, dass dieser die ägyptische Oberherrschaft anerkannte und mit anderen Stätten Kanaans (v. a. Megiddo, Bet- Schean und Hazor) rivalisierte. Man kann einen Tempel sehen, der in ägyptischem Stil errichtet wurde. Der riesige Tempelvorhof wurde zum gro- ßen Teil abgetragen, um tiefer liegende Schichten erforschen zu können. Auf einem kleineren Teil des Hofes, der wie eine Terrasse in die Ausgra- bung ragt, wurde der untere Teil einer Mazebá (Kultstele), der dort gefunden wurde, wieder auf- gerichtet. Im Besucherzentrum (Schlüssel beim Wärter) ist ein kleines Museum. Dort sind Funde aus Tell Balata und Nablus sowie historische Fotos der Geschichte der Ausgrabungen zu sehen.

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