Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4

IM LAND DES HERRN 18 4/2021 Die Stadt Sichem hatte also einen für Handel und Verkehr bevorzugten Platz, denn sie lag zwi- schen dem Berg Ebal und dem Berg Garizim an einer Stelle, die den leichten Übergang über das palästinensische Bergland ermöglichte. Hinzu kommt das Vorhandensein von Hochebenen, das die Landwirtschaft begünstigt. Auch heute wird auf diesen Feldern bevorzugt Getreide angebaut. Olivenhaine findet man nur auf den steinigen Berghängen. So konnte Sichem sich prächtig entwickeln, war aber auch stark von Zerstörun- gen durch Kriegseinwirkungen betroffen. Das spiegelt sich in der Geschichte der Ausgrabun- gen wieder, die u. a. von deutschen Archäologen (Sellin, Welter) durchgeführt wurden und die später dann in der wissenschaftlichen Welt ob ihrer Methoden oft kritisiert wurden. Unzwei- felhaft aber ist die Bedeutung des Metallfundes, dem wir uns nun genauer zuwenden. Ort und Zeitpunkt des Fundes sind unstrittig: im Jahre 1908 stießen einheimische Arbeiter bei Vorarbeiten für den Bau eines Fellachen- Hauses (Fellachen sind Bauern) auf eben diese Stücke aus Kupfer und Bronze. Dieses „Haus des blinden Scheichs Salim“ gelangte nun zu einiger Berühmtheit: es gibt dieses Haus und Grund- stück, welches an der abfallenden Südostseite des Tells lag, längst nicht mehr. Um dem Leser einen Eindruck des Geländes zu ermöglichen, sei auf die beiden verwiesen: das Ost-Tor der Stadt liegt nur wenige Meter vom Haus des Blinden ent- fernt. Im Übersichtsplan auf dem Gelände wird die Lage des „Haus des blinden Scheichs Salim“ gezeigt. Als die Ausgräber Sellin und Watzinger (Welter kommt erst später ins Spiel) im Jahre 1911 ver- suchten, den genauen Ort des Fundes zu ergrün- den, waren sie auf die mündlichen Angaben der Einheimischen angewiesen. Für dieses besag- te Grundstück des Sal im musste erst später bei den Autoritäten eine Zwangspacht erwirkt werden. Man fand einiges mehr, was an dieser Stel- le außer Acht gelassen werden soll, aber nicht die erwartete Nekropole und auch nicht Reste der Stadtmau- er. Wichtig für unseren Waffenfund ist aber einmal eine Gießereiwerkstatt (Werkzeuge, Formen für den Guss, Kohlebecken, Schleifstein) in die- sem Bereich und zwei Skarabäen, mit denen man den Fund datieren konnte. Hl. Hieronymus, Relief in den Grotten unter der Geburtsbasilika.  © Petrus Schüler Ost-Tor des Tells, wenige Meter entfernt von der Fundstelle.  © Petrus Schüler

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