Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4
IM LAND DES HERRN 22 4/2021 bereichert durch einen „Ölberg“, eine sehr häu- fige Darstellung Jesu beim Gebet im Garten Get- semani. Der Druck eines recht verbreiteten Sti- ches aus der Klosterbibliothek St. Anna in Mün- chen zeigt die Anlage, wie sie heute nicht mehr vorhanden bzw. sichtbar ist: die Wegkapellen führen am „Ölberg“ hinauf und enden zunächst an der Kreuzigungsgruppe, bis nach wenigen Metern die Kirche erreicht wird; links davon die (ältere) Leonhardikapelle. Erkennbar ist unter der Kreuzigungsgruppe die Gruft – oder Ker- kerkapelle, eigentlich eine Doppelkapelle: der untere Raum ist düster und erinnert an die Gei- ßelung Jesu, der obere Raum ist beeindruckend in seiner Konzeption: es wird der Kreuzannage- lung gedacht: das Kreuz mit dem Körper Christi liegt flach am Boden und wird flankiert durch Figuren der Muttergottes und des hl. Johannes. Doch erlebt der Betrachter diese Situation im Normalfall „von oben herab“ durch ein Fenster, wie im Bild auf dieser Seite dargestellt: Christus liegt dem Betrachter zu Füßen in gerade dem Moment, bevor das Kreuz errichtet wird. Die- se ungewohnte Darstellung lässt den Besucher nicht kalt, sei er nun gläubig oder nicht. Man fühlt sich hineingenommen in diese Stunden des Karfreitags, in das Geschehen der Erlösung. Gleichzeitig steht hinter dem Betrachter die überlebensgroße Kreuzigungsgruppe: die Chris- tusfigur von Martin Hammerl 1721, im Jahre 1860 geschickt ergänzt durch die beiden Schä- cher von Paul Weiß. Angemerkt sei, dass dieser ursprüngliche Kreuzweg später ersetzt wurde durch einen Kreuzweg mit 14 Stationen in klei- nen Kapellen, die den gleichen Weg nach oben säumen. Kommen wir nun zur eigentlichen (Doppel-) Kirche, erbaut 1720–1726 und schon von fern ins Isartal grüßend. Der Besucher tritt in einen hellen, freundlichen Kirchenraum der entspre- chend seinem Patrozinium in den Kunstwerken das Heilige Kreuz verherrlicht, so im großen Kerkerkapelle. © Petrus Schüler
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