Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4

4/2021 31 wahrt wurde und den man vor dem Trinken mit Wasser vermischte. Am Brunnen Zur Zeit Jesu gab es in Nazaret nur eine einzige Quelle. Sie lag am Ostrand des Dorfes und war sehr ergiebig: selbst in den heißen Sommermo- naten lieferte sie ca. 600 Liter Wasser pro Stunde. Im Jahre 1862 hat man sie neu gefasst und das Wasser zu einem Brunnen geleitet, der heute an der Straße nach Tiberias steht und von den Ara- bern „Ain Sitti Mariam“, d. h. „Quelle der Jung- frau Maria“, genannt wird. Für das Dorfleben war diese Quelle sicherlich ein wichtiger Ort. Hier trafen sich die Mädchen und jungen Frauen, um ihre tönernen Wasser- krüge, die sie auf dem Kopf trugen, zu füllen. Dabei ergab sich Gelegenheit zur Unterhaltung und zum Austausch von Neuigkeiten. Auch Maria dürfte täglich zur Quelle gekommen sein. Nach einer tiefsinnigen Legende, die den Zusammenhang von „Brunnen“ und „Mütter- lichkeit“ spiegelt, soll Maria bei dieser Gelegen- heit die Stimme des Erzengels Gabriel gehört haben, der ihr die Botschaft brachte, dass sie den Sohn des Höchsten gebären werde (vgl. das Protoevangelium des Jakobus, um 150 n. Chr. entstanden). Jesus, der „Zimmermann“ Die Bewohner von Nazaret dürften in der Mehr- zahl Bauern gewesen sein. Auf den Hügeln, die den Ort umgeben, gedeihen Getreide und Flachs. Auch Oliven, Feigen und Wein werden angebaut. Es wurde jedoch keine Landwirtschaft im gro- ßen Stil betrieben. Neuere Ausgrabungen lassen erkennen, dass die meisten Nazaretaner Klein- bauern waren, die ihre Produkte in bescheide- nen Vorratskammern und Silos lagerten. Das Handwerk war damals noch wenig speziali- siert. In den Familien wurden Gegenstände des Nazaret Nazaret Marienbrunnen Nazaret.  © Petrus Schüler

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