Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4
IM LAND DES HERRN 32 4/2021 täglichen Bedarfs wie Schuhe, Kleider, Arbeitsge- räte zu einem guten Teil selbst hergestellt. Im Markusevangelium wird Jesus als „Zimmer- mann“ (Mk 6,3) bezeichnet, und viele Leser den- ken dabei an einen Schreiner, der ausschließ- lich Holz bearbeitet. Die Bibelwissenschaftler machen jedoch darauf aufmerksam, dass im holzarmen Palästina ein Schreiner in unserem Sinn eigentlich unbekannt war. Zur Zeit Jesu gab es in Nazaret keine Tische, Stühle, Schränke und Betten. Diese Möbel sind erst durch die Europäer ins Land gekommen. Das griechischeWort „tekton“, das meist mit Zim- mermann übersetzt wird, meint einen Handwer- ker, der Holz oder Stein bearbeitet; es sollte des- halb zweckmäßigerweise mit „Bauhandwerker“ wiedergegeben werden. In Nazaret mit seinen vielen Felsenhöhlen dürf- ten Jesus und sein Vater Josef oft mit Steinbe- arbeitung befasst gewesen sein. Grotten mussten vergrößert oder rundgehauen werden, Zister- nen mussten abgedichtet, Häuser verputzt oder erweitert werden. Daneben hatte der „tekton“ (Bauhandwer- ker) auch Werkzeuge herzustellen wie Joche, Pflüge oder Geräte zum Worfeln oder Dre- schen. Das nötige Holz für diese Geräte zu beschaffen, war bei der schon erwähnten Holz- armut nicht einfach. Lieferanten für den kost- baren Rohstoff waren Zypressen, Johannisbrot- bäume und Olivenbäume, gelegentlich auch alte Weinstöcke. Als Nachkomme Adams musste Jesus gewiss „im Schweiße seines Angesichts sein tägliches Brot Nachgestellte Werkstatt eines Handwerkers im „Nazaret Village“. © Petrus Schüler
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=