Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4

IM LAND DES HERRN 34 4/2021 Auch das berühmte Wort der Bergpredigt „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Mt 7,3) spielt auf die Arbeitswelt des „Zimmermanns“ (Bauhandwerkers) an, der die Dachbalken für die flachgedeckten Häuser sei- ner Auftraggeber bearbeitet und sich dabei manchmal einen Holzsplitter einzieht. In den Bereich der Hausfrauen und der Küche verweist das Gleichnis vom Sauerteig: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauer- teig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war“ (Mt 13,33), und das Gleichnis von der verlore- nen Drachme (Lk 15,8): „Wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geld- stück findet?“ – Die Fußböden in den palästi- nensischen Häusern wurden oft aus großen, ungleichmäßigen Basaltstücken verlegt, die nicht fugenlos zusammenpassten, sodass man in den Spalten leicht ein Geldstück verlieren konnte. Bei Mt 21,18 f. wirkt Jesus an einem Feigenbaum ein Strafwunder. Er verflucht einen Baum, an dem er „nur Blätter, aber keine Früchte findet“. Und der Baum verdorrt auf der Stelle. – Diese Zeichenhandlung will theologisch verstanden sein. Sie weist auf die geistige Unfruchtbar- keit Israels hin, das sich der Botschaft Jesu ver- schließt. Jesus hat also – das zeigen diese wenigen Belege zur Genüge – die Welt, in die hinein er Mensch geworden ist, sehr aufmerksam beobachtet. Er war kein weltentrücktes Himmelswesen, son- dern ein wirklicher „Menschensohn“, der wie wir in einem konkreten Alltag gelebt hat. In diesem Alltag hat er die Spuren Gottes entdeckt und sie seinen Mitmenschen gezeigt. Hausgeräte aus der Zeit Jesu, Archiv des Kommissariates München.  © Petrus Schüler

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