Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 4

IM LAND DES HERRN 36 4/2021 Gabriel die Jungfrau in der Wohngrotte ihres Bräutigams Joseph heim, die bis heute noch als offenes Herz der Offenbarung in der Krypta unter der Verkündigungsbasilika zu bestaunen ist. „Verbum caro hic factum est“, steht dort als Inschrift auf dem Altar in der Mitte: „Das Wort ist hier Fleisch geworden“. Es war als hier! Aber was heißt „hier“ in diesem Raum? War es dort oder dort, oder war es in dem kleinen Anbau davor, der hier von Kreuzfahrern abgebaut und gerettet wurde, als Nazaret im Jahr 1263 unter die Herrschaft der Mameluken kam und die byzantinische Verkündigungskirche auf Befehl des Sultans Baibar zerstört wurde. Dieser Atta- cke verdanken wir jedenfalls das für viele Jahr- hunderte wichtigste Marienheiligtum Mariens in Europa in Loreto an der Adria, wo die Steine und Ziegel schließlich landeten und zu einer neuen Casa Sancta in den italienischen Marken zusammengefügt wurden, wohin weder Maria noch Joseph noch Jesus zu Lebzeiten jemals einen Fuß gesetzt hatten. In Nazaret aber fällt östlich der Stadt der alte Weg zum nördlichen Teil des Sees von Geneza- reth immer noch rund 60 Kilometer stetig hin- ab, hinunter zum „Evangelischen Dreieck“ des Sees, wo große und bedeutende Teile der Evan- gelien stattgefunden haben und wohin sich der „Sohn des Zimmermanns“ bei seinem öffent- lichen Auftreten wohl zuerst aufmachte. Da unten hat er seine zwölf Jünger berufen, und Chirbet Kana, der Hügel und Ort seines ersten Wunders der Verwandlung auf der Hochzeit, liegt rund zwölf Kilometer von Nazaret ent- fernt. Einer der zauberhaftesten Orte in Nazaret selbst aber befindet sich rund 200 Meter westlich der franziskanischen Verkündigungsbasilika unter dem Komplex des Konvents der „Sisters of the Holy Family in Nazaret”. Das ist eine Kongre- gation, die 1875 von der polnischen Seligen Franciszka Siedliska in Rom gegründet wur- de. Und als ihre Schwestern hier damals mit dem Bau ihres Mutterhauses begannen, stie- Krypta der Griechisch-orthodoxen Kirche Nazaret.  © Petrus Schüler

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